Belastung der Arbeitnehmer bei Schimmelpilzsanierungsarbeiten in Innenräumen
Literaturstudie
Dott, W., R. Thißen, Th. Müller, G.A. Wiesmüller, G. Fischer
Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Medizinische Fakultät der RWTH Aachen
Im Auftrag:
Tiefbau-Berufsgenossenschaft, Prof. Scholbeck, Landsbergerstraße
München
vom 10.05.2004 (AZ 612.17TB12 AK Gebäudesanierung)
Zusammenfassung
Grundsätzlich können luftgetragene biologische Arbeitsstoffe/Agenzien gesundheitliche
Beeinträchtigungen beim Menschen hervorrufen. Hierzu zählen Infektionen durch luftgetragene
Mikroorganismen, Befindlichkeitsstörungen und geruchliche Belästigungen durch mikrobielle
leicht flüchtige, organische Verbindungen (MVOC), Intoxikationen durch Mykotoxine, vor allem
toxische Alveolitis, Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS), chronische Bronchitis und chronische
obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sowie Erkrankungen des atopischen Formenkreises
wie allergische Rhinokonjunktivitis, Asthma und exogen-allergische Alveolitis (EAA). Darüber
hinaus werden ätiologische Zusammenhänge mit verschiedenen umweltbezogenen Syndromen
diskutiert.
Aus der Literatur sind für Arbeitnehmer während Sanierungstätigkeiten in Innenräumen keine
belastbaren expositionsbezogenen Wirkungsdaten bekannt. Daher wurde zunächst der
Kenntnisstand zu expositionsbezogenen Gesundheitsbeeinträchtigungen durch luftgetragene
biologische Arbeitsstoffe/Agenzien bei anderen Zielgruppen (u.a. Kompostierungsarbeiter)
zusammengetragen.
Hierauf basierend wurde im Analogieschluss eine Gefährdungsabschätzung für Arbeitnehmer
während Sanierungstätigkeiten in Innenräumen für Infektionen, Sensibilisierung und
Allergisierung, Intoxikationen (v.a. Mykotoxikosen) sowie Befindlichkeitsstörungen und
geruchliche Belästigungen vorgenommen, die zu folgenden Ergebnissen führte:
· Für den gesunden immunkompetenten Arbeitnehmer besteht nur ein sehr geringes
Infektionsrisiko, sofern keine Belastung von Baumaterialien mit Erreger ab Risikogruppe 2
vorliegt.
· Das Sensibilisierungs- und Allergisierungsrisiko kann bislang nicht zweifelsfrei bestimmt
werden, jedoch haben bei gleicher Exposition Personen mit atopischer Prädisposition bei
gleicher Exposition ein höheres Sensibilisierungs- und Allergisierungsrisiko als nicht atopisch
prädisponierte Menschen.
· Trotz der im Sanierungsfall zu erwartenden niedrigen Konzentrationen an Mykotoxinen kann
zur Zeit keine valide Risikobewertung erfolgen. Der toxische Wirkmechanismus bei inhalativer
Aufnahme ist Gegenstand aktueller Forschung.
· MVOC und andere Geruchsstoffe können zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen, die aber
durch personengebundene und psychosoziale Faktoren moduliert werden.
http://www.bgbau.de/d/pages/koop/forschung/SP_Literaturstudie_.pdf