Hallo Karlheinz,
eine gute Idee, die Du da aufgegriffen hast. Die Hospitalisierung allgemein hat sicher rein wirtschaftlichen Hintergrund. Man denke nur mal darüber nach, dass früher die Kinder zu Hause zur Welt kamen und die Menschheit trotzdem nicht ausgestorben ist. Im Gegenteil: Tausende von Frauen starben in den Spitälern an Infektionen.
Die Klinik bringt viele Nachteile für den Patienten. Krankenhauskeime, unruhige Tage und vor allem Nächte, Essen von minderer Qualität, unpersönliche Behandlung.
Hierzulande kommt noch hinzu, dass Patienten oft nicht mehr wohnortnah stationär versorgt werden können.
"In keinem Land der Welt sind so viele Krankenhausbetten im Besitz privater Klinikkonzerne wie in Deutschland. Kleinere Krankenhäuser haben auf diesem Markt keine Chance mehr. Qualitätsmanagement, das Regime von Mindestzahlen und die Bezahlung nach Diagnosen sind die Synonyme für den Schrumpfungs- und Konzentrationsprozess.", schreibt Dr. med. Bernd Hontschik aktuell in der Frankfurter Rundschau.
Der Mediziner sieht die Entwicklung kritisch:
"Die ganze Gesundheitspolitik sei eine einzige Stümperei, ohne wirkliches Konzept. Sollten Sie auch so denken, dann sind Sie auf eine große Show hereingefallen. Hinter all dem vermeintlichen Chaos steckt nämlich doch ein Ziel und ein System, und Stümperei findet sich höchstens im Detail, nicht aber im großen Konzept, dem Konzept der Industrialisierung...
Gemeinschaftspraxen und Medizinische Versorgungszentren erhalten für die gleiche Leistung zunehmend mehr Geld als Einzelpraxen. Der einzeln arbeitende Hausarzt soll möglichst bald der Vergangenheit angehören. Arztpraxen können in vielen Regionen nicht mehr besetzt werden. Budget-Deckelungen und Regelleistungsvolumen sind die Synonyme für den Zerstörungsprozess, bei dem am Ende nur noch wenige, dafür aber umso größere Behandlungszentren übrig sein werden, zertifiziert nach DIN-ISO, mit angestellten Ärzten, in Leitlinien festgelegten Behandlungskonzepten, wohnortfern und im Besitz großer Konzerne.
Neuerdings darf man ja wieder von Kapitalismus reden. Und deswegen muss man auch nicht mehr drum herumreden: Der Kapitalismus greift mit Macht, mit System und mit Erfolg nach einem bislang eher verschont gebliebenen gesellschaftlichen Bereich: nach dem Sozialen, und besonders nach dem Gesundheitswesen. Aber nur solange das Profit verspricht." (
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/1675271_Ungesund.html )
Hontschik sieht die Misere aus der Sicht des niedergelassenen Mediziners.
Richtig ist, dass dieses Wirtschaftssystem keinen Stein auf dem anderen lässt. Alles wird letztlich der Gewinnmaximierung untergeordnet. Krisen wie die, die wir aktuell erleben, könnten eine Chance sein
Vielleicht sollten wir Deinen Denkanstoß einfach mal als offenen Brief an unsere Volksvertreter schicken?
Liebe Grüße Juliane