World Health Summit in Berlin
Professor Detlev Ganten im FR Interview
"Aber - mit Verlaub - Ihre Einflussmöglichkeiten halten sich doch in Grenzen.
Wir haben Bundesgenossen, unter anderem die sogenannte M-8-Gruppe weltweit führender akademischer Gesundheitszentren. Wir wissen aber auch sehr wichtige Partner in der Politik, internationalen Organisationen, der Gesundheitswirtschaft, Stiftungen und natürlich auch der Industrie hinter uns. Diese Koalition zu festigen ist auch ein Ziel des World Health Summit.
Gibt es unterlassene Forschung?
Unser System und auch in weiten Bereichen die Pharmaindustrie leben davon, dass sie auf die Kranken ausgerichtet sind. Die Präventionsforschung wird vernachlässigt. Daneben gibt es Defizite bei der Erkundung von Infektionskrankheiten, von Diabetes, Krebs, Parkinson oder bei der schnelleren Produktion neuer Impfstoffe.
Die deutsche Pharmaindustrie jammert traditionell über die vermeintlich schlechten Standortbedingungen hier zu Lande; zurecht?
Ich nenne Beispiele: In den 80-er Jahren betrieb die Frankfurter Firma Hoechst eine Modellanlage zur gentechnischen Herstellung von Insulin. Die großtechnische Produktion wurde über zehn Jahre verzögert, ein Großteil der gentechnischen Forschung und Produktion wanderte in dieser Zeit ins Ausland ab. Heute steht in Frankfurt zwar die weltweit größte Insulin-Anlage. Aber ähnlich bekämpft wird weiterhin die grüne Gentechnik oder die embryonale Stammzellenforschung. Unsere Gesellschaft in Deutschland ist zu risikofixiert; uns fehlt es an Mut und Vertrauen auch in die Funktion der Kontrollmechanismen."
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=1750726&em_cnt_page=1
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=1750726&em_cnt_page=2