Sorge um die Qualität v. Lebensmitteln macht krank

Sorge um die Qualität v. Lebensmitteln macht krank

Beitragvon Clarissa » Donnerstag 20. August 2009, 16:01

Krank im Namen der Gesundheit
Inzwischen haben so viele Menschen zwanghafte Ängste, sie könnten etwas Ungesundes essen, dass dieses Krankheitsbild nun einen eigenen Namen bekommen hat: Orthorexie

Einige Organisationen, die sich um Menschen mit Essstörungen kümmern, berichten von einer zunehmenden Zahl an Menschen, die von dem Gedanken besessen sind, sich gesund zu ernähren. Von dieser nun orthorexia nervosa benannten Krankheit sind Männer wie Frauen gleichermaßen betroffen, die meisten von ihnen sind über 30, gehören der Mittelklasse an und verfügen über eine gute Ausbildung.

Erkannt wurde das Krankheitsbild zwar bereits 1997 von dem kalifornischen Arzt Steven Bratman, der es als \"Fixierung auf richtige Ernährung\" beschrieb, aber bis vor ein paar Jahren gab es so wenig Betroffene, dass die Ärzte sie für gewöhnlich unter die Gruppe der \"Ednos\" – \"eating disorder not otherwise registered\" (Essstörungen, die sonst nirgends vermerkt sind) – subsumierten. Nun, so sagen Experten, machten Orthoretiker einen so bedeutenden Teil der Ednos aus, dass man sie separat behandeln sollte.

\"Ich kriege definitiv mehr Orthoretiker zu Gesicht als noch vor ein paar Jahren\", sagt etwa Ursula Philpot, Vorsitzende der Arbeitsgruppe für geistige Gesundheit der British Dietic Association. \"Bei anderen Essstörungen liegt der Fokus auf der Menge, Orthoretiker dagegen können durchaus übergewichtig sein oder Normalgewicht haben. Sie machen sich lediglich Sorgen um die Qualität der Nahrungsmittel, die sie zu sich nehmen und essen nur, was sich für wirklich \"rein\" halten.

Strenge Regeln

Für gewöhnlich halten sie sich an strenge Regeln und rühren weder Zucker, Salz, Koffein, Alkohol, Weizen, Klebeeiweiß, Hefe, Soja, Mais noch irgendwelche Milchprodukte an. Doch dies ist nur der Anfang ihrer Diät. Alles, was mit Pestiziden oder Herbiziden in Berührung gekommen ist, oder künstliche Zusatzstoffe enthält, ist ebenfalls tabu. Die Besessenheit, sich gesund zu ernähren, kann bei Orthoretikern zu Mangelernährung führen. Die Einhaltung der Regeln erzeugt bei den Patienten in der Regel einen gewissen Stolz auf ihr Verhalten, auch wenn dadurch die Nahrungsaufnahme einen solchen Aufwand bereitet, dass Beziehungen davon in Mitleidenschaft gezogen werden und die Betroffenen sich sozial isolieren.

Deanne Jade, Gründerin des Nationalen Zentrums für Essstörungen in Großbritannien, sagt: \"Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Leuten, die auf eine gesunde Ernährung wert legen und solchen, die an Orthorexie leiden. Ich kenne Leute in meinem Umfeld, die haben keine Ahnung, dass sie an dieser Krankheit leiden. Es begegnet mir in der Praxis, aber auch bei Freunden und Kollegen.\" Jade glaubt, die Krankheit befinde sich auf dem Vormarsch, weil in der modernen Gesellschaft das Verhältnis zu Nahrungsmitteln aus dem Lot geraten sei.

Orthorektiker würden häufig in ihrem Verhalten bestärkt: \"Angefangen bei den Leuten, die denken, es sei normal, dass ihre Freunde ganze Gruppen von Nahrungsmitteln nicht mehr essen, über Fitnesstrainer in den Studios, die eine spezielle Ernährung empfehlen, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern, bis hin zu Ernährungsberatern und Leuten, die an die Lösung von Problemen allein durch Methoden wie Massage und Sonnenlicht glauben. Und gehen Sie mal in einen Buchladen – all die Diäten, die einem erzählen, man müsse sich gemäß seiner Blutgruppe oder seiner Stoffwechselrate ernähren. All dies ist Wasser auf die Mühlen derer, die begierig nach Belegen für ihre Ängste vor falscher Ernährung suchen.\"
Übersetzung: Holger Hutt

Quelle: http://www.freitag.de/alltag/0934-esstoerung-orthorexie-krankheit-psychologie
- Editiert von Clarissa am 20.08.2009, 16:03 -
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Sorge um die Qualität v. Lebensmitteln macht krank

Beitragvon Schnaufti » Donnerstag 20. August 2009, 18:52

Da stellt sich doch mal wieder die Frage, was ist normal?

Sind die normal, die allen "Müll" in sich hinein essen, oder die,
die ihrem Körper nur Gutes zumuten wollen?

Ich weß auch nicht, ob das einfach nur mit einem aus dem Lot geratenen
Verhältnis zu Lebensmitteln zutun hat, oder ob da nicht auch noch ein
gewisses "Basiswissen" über Schadstoffe im Spiel ist.

LG
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Sorge um die Qualität v. Lebensmitteln macht krank

Beitragvon Leckermäulchen » Donnerstag 20. August 2009, 19:26

Clarissa, das ist ja eine interessante Sache, die du da ausgegraben hast. Da muss man erst mal drauf kommen, dass jemand so verquer denken kann: sich gesund ernähren ist krankhaft. Lachhaft! Beim Lesen dachte ich: Meinen die das wirklich ernst? Der Phantasie mancher Leute beim Erfinden von „Krankheiten“ angesichts immer ungenießbarerer Lebensmittel sind scheinbar keine Grenzen gesetzt. Ich fass es nicht.

Zitat
Für gewöhnlich halten sie sich an strenge Regeln und rühren weder Zucker, Salz, Koffein, Alkohol, Weizen, Klebeeiweiß, Hefe, Soja, Mais noch irgendwelche Milchprodukte an. Doch dies ist nur der Anfang ihrer Diät. Alles, was mit Pestiziden oder Herbiziden in Berührung gekommen ist, oder künstliche Zusatzstoffe enthält, ist ebenfalls tabu.
.....
Deanne Jade, Gründerin des Nationalen Zentrums für Essstörungen in Großbritannien, sagt: \"Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Leuten, die auf eine gesunde Ernährung wert legen und solchen, die an Orthorexie leiden. Zitatende

Was nun, wenn jemand die genannten „Lebens“mittel meidet, weil er sie schlicht überhaupt nicht verträgt und das womöglich auch ärztlich festgestellt wurde? Ist das eine neue Variante, vom eigentlichen Problem verseuchter Lebensmittel abzulenken? Wer will uns das denn wirklich glauben machen?

Was da wohl noch alles auf uns zukommt? Bin mal gespannt ...
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Sorge um die Qualität v. Lebensmitteln macht krank

Beitragvon Mia » Freitag 21. August 2009, 14:25

Man erfinde einen wichtig klingenden Namen und kann dann wunderbar von der zunehmenden Nahrungsmittelunverträglichkeit der Bevölkerung ablenken. Gleichzeitig werden all die Bürger entmündigt, die für sich herausgefunden haben, was ihnen Übelkeit, Schmerzen, usw. bereitet. Man darf eben nicht aus der Masse heraustreten, das verunsichert sofort die Mediziner, die mit ihren Rezepten in vielen Fällen nichts ausrichten können.

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Sorge um die Qualität v. Lebensmitteln macht krank

Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 21. August 2009, 14:40

Und die Hersteller von schlechten Billiglebensmitteln fürchten natürlich die gesunde Bio-Konkurrenz. Also lassen sie von angeblichen Experten eine gesunde Ernährungsweise für psychisch krank erklären. Aber da lachen die Hühner, denn die sich gesundheits- und umweltbewusst Ernährenden haben durch ihr Verhalten bewiesen, dass sie nicht dumm sind.
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