Rentenversicherung Begutachtung MCS

Rentenversicherung Begutachtung MCS

Beitragvon Alex » Freitag 17. April 2009, 21:23

Leitlinien für die sozialmedizinische Beurteilung von Menschen mit psychischen Störungen

Dezember 2006

HERAUSGEBER: DEUTSCHE RENTENVERSICHERUNG BUND

Projektgruppe
Dr. med. Eberhard Virtus Grosch
Deutsche Rentenversicherung
Braunschweig-Hannover, Hannover
Katja Fischer
Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin
Dr. med. Hanno Irle
Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin
Dr. med. Christoph Kruse
Geldern
Dr. med. Reinhard Legner
Deutsche Rentenversicherung
Niederbayern-Oberpfalz, Landshut


u.a. Spezielle Syndrome: "Chronic Fatigue-Syndrom" (CFS) bzw. "Multiple
Chemical Sensitivity-Syndrom" (MCS)/ "Idiopathic Environmental
Intolerances" (IEI).........................................................................................

Die unter den Begriffen „Chronic Fatigue-Syndrom“ (CFS) bzw. ”Multiple Chemical Sensitivity”
(MCS) zusammengefassten Beschwerdebilder haben wegen der problematischen Vermengung
von symptomatischer Ebene, Syndrom-Ebene und nosologischer Zuordnung bislang
keinen Eingang in die international gängigen Diagnoseklassifikationssysteme gefunden.
Der Begriff “Multiple Chemical Sensitivity” ist mittlerweile durch den Begriff der “Idiopathic
Environmental Intolerances” (IEI) ersetzt worden. Bei Betroffenen mit einem unspezifischen
umweltbezogenen Überempfindlichkeitssyndrom (= IEI) kommt es häufig zur Chronifizierung,
die sich nicht mit einem ausschließlich toxikologisch-allergologischen Ansatz erklären lässt.
Auch die 10. Revision der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen
”Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme”
(ICD-10) geht bei CFS bzw. MCS/IEI wegen der fehlenden wissenschaftlichen
Evidenz nicht von eigenständigen Krankheitsentitäten aus, zumal toxikologisch und immunologisch
keine die Symptomatik erklärenden Befunde ermittelt werden können.
In der anerkannten Fachliteratur herrscht hingegen Einigkeit darüber, dass MCS-/IEIBetroffene
gleichzeitig über deutlich erhöhte psychische Beeinträchtigungen wie Ängstlichkeit,
Depressivität oder diffuse, unterschiedlich ausgeprägte Körpersensationen berichten.
Die Frage, ob die Häufung aktueller psychischer Störungen für eine ”biogene” oder ”psychogene”
Ätiologie der MCS/IEI spricht, ist aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht geklärt.

Von einer neuronalen Chemie-Hypothese ausgehend werden u. a. eine biologische Konditionierung
bei der Exposition gegenüber Gerüchen und Atemwegsirritantien sowie immunologisch-
allergische Mechanismen diskutiert. Die zugrunde liegende Überempfindlichkeit könnte
durch verschiedene Ursachen wie psychosozialen Stress hervorgerufen werden.

Psychogene Erklärungsansätze rücken die manifeste psychische Störung der Betroffenen
als Angsterkrankung, klinisch relevante Depression oder als somatoforme Störung in den
Vordergrund. Verschiedene Autoren beobachten auch, dass unter MCS/IEI klinische Fehldiagnosen
subsumiert werden, das heißt, dass es sich zum Teil um Frühformen psychischer
Erkrankungen handelt. Weiterhin wird ein ”belief system” als kulturgebundenes Erklärungsmodell
diskutiert, mit dessen Hilfe unspezifische Körperbeschwerden interpretiert werden
und das von Medien, Heilpraktikern, Ärzten und verschiedenen Institutionen etabliert und
unterstützt wird.

Auch beim ”Chronic Fatigue-Syndrom”, dessen klinisches Bild sich in vielen Bereichen mit
dem der ”Multiple Chemical Sensitivity” überschneidet, wird in der Fachliteratur auf die Ähnlichkeit
mit dem unter ”Neurasthenie” operationalisierten Krankheitsbild (ICD-10: F48.0) verwiesen.....

http://infomed.mds-ev.de/sindbad.nsf/f79a8096ad98496fc12571e700442be0/c9fbb3a09d405e78c125738e00405635/$FILE/RVBund-LL_Psychische%20St%C3%B6rung.pdf
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Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 17. April 2009, 22:13

So werden die durch Umweltgifte erkrankten Rentenbeitragszahler ihrer verfassungsmäßigen Rechte beraubt. Betrug und Diskriminierung durch die Behörden.

Wer hätte das gedacht. Tja, man verliert seine letzten Illusionen. Gut, dass wenigstens bald Wahlen sind. Diesmal sind wir schlauer.
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Rentenversicherung Begutachtung MCS

Beitragvon Juliane » Freitag 17. April 2009, 22:22

@ Alex

Man nennt sich SINDBAD

SINDBAD
Sozialmedizinische Informationsdatenbank für Deutschland

Wie treffend:

„Es sind Seemannsgeschichten, wie sie wohl zu allen Zeiten in allen Häfen der Welt erzählt werden, sailors' yarn, die mancherlei Wahrheit und noch mehr Dichtung enthalten;

http://de.wikipedia.org/wiki/Sindbad
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Rentenversicherung Begutachtung MCS

Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 17. April 2009, 22:38

Sindbads phantastische Geschichten fand ich viel intelligenter und interessanter als dieses geistlose Niveau der Vertuscher der Wahrheit über Umweltkrankheiten. Außerdem haben mir Sindbads Märchen Spaß gemacht und gut getan.

Die Lügengeschichten der Rentengutachter und der abhängigen Mediziner dagegen machen einen richtig krank.
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Beitragvon Clarissa » Samstag 18. April 2009, 08:59

@Alex und hier der funktionierende Link: [url]http://infomed.mds-ev.de/sindbad.nsf/f79a8096ad98496fc12571e700442be0/c9fbb3a09d405e78c125738e00405635/$FILE/RVBund-LL_Psychische%20St%C3%B6rung.pdf[/url]
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Rentenversicherung Begutachtung MCS

Beitragvon Annamaria » Samstag 18. April 2009, 18:10

Liebe Maria Magdalena,
ja, diese Lügengeschichte der Rentenversicherung macht uns "psychisch krank" und arm.

Hallo Alex,
du hast uns hier etwas sehr Wichtiges eingestellt.
Es erklärt nicht nur das seltsame Vorgehen der Rentenversicherung, es gäbe uns wohl auch die Möglichkeit, juristisch gegen diese Leitlinien vorzugehen.

(Was Alex auszugsweise zitiert hat, steht in voller Länge unter Punkt 3.6.7 auf den Seiten 47-49 der Leitlinie.
http://infomed.mds-ev.de/sindbad.nsf/f79a8096ad98496fc12571e700442be0/c9fbb3a09d405e78c125738e00405635/$FILE/RVBund-LL_Psychische%20St%C3%B6rung.pdf )


Erst mal egal, was die Deutsche Rentenversicherung Bund an anderem "Gedöns" schreibt, die Aussage: CFS und MCS haben "...bislang keinen Eingang in die international gängigen Diagnoseklassifikationssysteme gefunden" ist eindeutig falsch, und zwar seit Jahren!

Und das ganze andere Gedöns konnte im Wesentlichen nur auf Grund dieser Falschaussage Eingang finden in die Leitlinien, ebenso wie die dann folgenden falschen Behauptungen zu Therapie, Rehabilitation und Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit.

Soweit ich die Sache beurteilen kann, muss sich auch die Rentenversicherung an den "Stand der Wissenschaft" halten. Und diesem Stand der Wissenschaft entspricht der ICD-Code. Und da sind CFS und MCS klassifiziert, und zwar als nicht-psychisch (CFS: G 93.3 Krankheiten des Nervensystems. MCS: T 78.4 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen. Psychische und Verhaltensstörungen dagegen sind F00-F99.).

Die Rentenversicherung umgeht es, sich an diesen "Stand der Wissenschaft" zu halten, indem sie frech behauptet, CFS und MCS seien nicht klassifiziert. Damit hat sie sich die Tür geöffnet, um den "angeblichen wissenschaftlichen Stand " anders darzustellen, auf andere, angeblich anerkannte Fachliteratur zurück zu greifen und damit sämtliche beliebige Spekulationen in ihre Leitlinien aufzunehmen.

Wegen dieser dreisten Lüge (MCS, CFS nicht klassifiziert) und ihrer Konsequenzen sollten Köpfe rollen bei der Rentenversicherung, und zwar ganz gewaltig!

Wie viele Erkrankte wurden letztlich auf Grund der Falschaussage, CFS und MCS hätten bislang keinen Eingang in die international gängigen Diagnoseklassifikationssysteme gefunden, falsch beurteilt im Rentenverfahren und ihrer berechtigten Ansprüche beraubt.

Das ist ein Skandal.

Wer kennt sich juristisch aus?
Gibt es inzwischen (seit Dezember 2006) eine Neufassung der Leitlinien?

Und die Deutsche Rentenversicherung möge ja nicht behaupten, sie kenne den ICD-10 nicht!

http://www.deutsche-rentenversicherung.de/nn_10470/SharedDocs/de/Navigation/Service/Zielgruppen/Sozialmedizin__Forschung/klassifikationen/ICD-10__node.html__nnn=true#doc10472bodyText1

Siehe dazu auch Dr. Tino Merz zum "Stand der Wissenschaft" in http://www.csn-deutschland.de/PDF/merz_mcs_stategie.pdf


(Um die Antwort auf eine mögliche Frage vorweg zu nehmen:
Nein, ich werde keine Klage gegen diese Leitlinien erheben. Ich bin von diesen Leitlinien nicht betroffen und heilfroh, wenn ich mit meinen eigenen Belangen auch nur halbwegs zurecht komme.)

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Rentenversicherung Begutachtung MCS

Beitragvon Amazone » Samstag 18. April 2009, 19:22

@ Alex und Annamaria,

das war schon 2007 Thema:

Zitat Amazone:
Falschaussagen der Deutschen Rentenversicherung - 17.05.2007, 16:50:56 nach oben
Wir sollten gemeinsam gegen diese "Falschaussagen" der Deutschen Rentenversicherung vorgehen.
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Beitragvon Sissi » Samstag 18. April 2009, 20:29

Falschaussagen der Deutschen Rentenversicherung

viewtopic.php?t=4536
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Beitragvon Annamaria » Samstag 18. April 2009, 21:18

Und ist etwas daraus geworden?
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Beitragvon Juliane » Samstag 30. Januar 2010, 10:00

"Kurzinformation: Auf Weisung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hat das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information [DIMDI] ein Informationssystem "Gesundheitsökonomische Evaluation medizinischer Verfahren und Technologien" errichtet. Die sogenannten HTA-Reports erscheinen gedruckt in der Schriftenreihe "Health Technology Assessment" des DIMDI, sind aber auch frei der Öffentlichkeit zugänglich über die Internetseiten des DIMDI bzw. der "Deutschen Agentur für HTA - dahta@dimdi"."



Schriftenreihe
Health Technology Assessment
in der Bundesrepublik Deutschland



http://infomed.mds-ev.de/sindbad.nsf/971fe478dd839c3bc12571e700442bec/01c7b2648569f12ac12571fb0073efdf?OpenDocument
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Rentenversicherung Begutachtung MCS

Beitragvon Juliane » Samstag 30. Januar 2010, 10:01

Was ist " S I N D B A D " ?

S I N D B A D - die " Sozialmedizinische Informationsdatenbank für Deutschland"
ist ein Informationsangebot des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.
(MDS) für die Öffentlichkeit. Zielgruppe sind in erster Linie Patient(inn)en und die Versicherten
der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, aber ebenso die verschiedenen Leistungserbringer im
Gesundheitssystem wie Ärztinnen/Ärzte, Mitarbeiter/innen von Pflegediensten, Heilmittelerbringer
(Physiotherapie etc.) und Anbieter anderer medizinischer Dienstleistungen, die Mitglieder der
Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versorgen.

Die Datenbank enthält Basis- und Hintergrundinformationen, die die Arbeitsgrundlagen bilden für die
sozialmedizinische Begutachtung durch die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK).
Dies sind zum großen Teil Texte von Gesetzen, Richtlinien, Rahmenvereinbarungen,
höchstrichterlichen Urteilen (vor allem des Bundessozialgerichts) und ähnliche Dokumente mit Bezug
zum deutschen Gesundheitssystem. Daneben werden auch MDK-Stellungnahmen in Form von
Methodenbewertungen, Grundsatzgutachten und sozialmedizinischen Begutachtungs- und
Arbeitshilfen zur Verfügung gestellt, sofern nicht dienstinterne Belange oder vertrauliche Informationen
berührt werden.

Die meisten der hier zusammengestellten Dokumente sind auch über andere - verstreute - (Internet-)
Quellen öffentlich zugänglich. Das Besondere an SINDBAD sind die Auswahl und Zusammenstellung
der Inhalte, die sich in dieser Art und Ausrichtung auf das System der gesetzlichen Kranken- und
Pflegeversicherung sonst nicht finden. Interessierte und Betroffene sollen hier an einer Stelle
konzentriert Zugang haben zu den maßgeblichen Regeln und Grundlagen ihrer
Gesundheitsversorgung.
Die Anwendung entspricht einem Auszug der Fachdatenbanken, die der MDS für die Medizinischen
Dienste und die Krankenkassen und ihre Verbände pflegt. Jedes Dokument wurde für die öffentliche
Version mit einer kurzen, allgemeinverständlichen Einführung versehen und enthält einen Hinweis auf
die Quelle und das Einstellungsdatum.

Hilfen und Tipps für die Benutzer finden Sie unter dem Menüpunkt „Anwendungshinweise". Fragen,
Wünsche und Hinweise können über den Bereich "Kontakt" per eMail direkt der SINDBAD-Redaktion
beim MDS mitgeteilt werden.



http://infomed.mds-ev.de/sindbad_frame.htm
Juliane
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