Umweltbezogene Ängste- ein Psycho-Märchen

Umweltbezogene Ängste- ein Psycho-Märchen

Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 2. März 2010, 17:13

Buchtipp von Galaxie!

Neurotische Störungen und Psychosomatische Medizin: Mit einer Einführung in Psychodiagnostik und Psychotherapie. Compact Lehrbuch. Von Sven Olaf Hoffmann, Gerd Hochapfel, Annegret Eckhardt-Henn, Gereon Heuft. Schattauer Verlag, 8. neu bearb. u. erw. Auflage, 2009.

Dort steht Chronic Fatigue Syndrom (CFS) unter Neurasthenie.

Und Multiple Chemical Sensitivity (MCS)- unter Umweltbezogene Ängste.

Die Literaturangaben im Buch (Henningsen, Bornschein u. v. m.)- sehr aufschlussreich.

Zitat auf Seite 135 f.:

„ Die Neurasthenie (ICD-10: F48.0) wird vielfach als der Hypochondrischen Störung nahestehend angesehen. Leitsymptomatik ist ein persistierender psycho-physischer Schwäche- und Erschöpfungszustand. Im Laufe der Zeit wurden viele Beschwerden der Neurasthenie zugeordnet: Kopfschmerzen, Muskelbeschwerden, Schwindel, Schlafstörungen, Reizbarkeit.

Kaum von der Neurasthenie abgrenzbar ist das so genannte Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS, von franz. Fatigue=Müdigkeit), ein Bild chronischer Müdigkeit und Erschöpfung. Die rasch unterstellte Verursachung durch ein Virus wurde niemals belegt. Möglicherweise handelt es sich um eine neurasthenische Reaktion in der Folge einer durchgemachten schweren Viruserkrankung oder andersartiger körperlicher Erschöpfung.

Unsere eigenen Untersuchungen solcher Patienten in Mainz konnten diese mehrheitlich problemlos anderen Diagnosen, vor allem depressiven und Angsterkrankungen sowie Somatoformen Störungen und Somatisierungsstörungen, zuordnen, was den meisten Patienten in charakteristischer Weise nicht recht war.“

Zitat Ende

Link zum Buch:
http://books.google.de/books?id=Gl6SwdUGB1kC&printsec=frontcover&dq=neurotische+st%C3%B6rung+und+psychosomatische+medizin+hoffmann&source=bl&ots=kvz5MbOg2M&sig=s4Ong_LsE-Vuzd9Dq1m-D1EdtdI&hl=de&ei=fdd6S6-qMIuG_Aap6IiZAg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CBsQ6AEwBQ#v=snippet&q=chronic%20fatigue%20syndrom&f=false


Kommentar: Kein Wunder, dass es den Patienten nicht recht war, denn schließlich ist das CFS keine psychisch bedingte Störung mit einem ICD-10: F-Code wie oben behauptet, sondern definitiv eine körperlich bedingte schwere chronische Erkrankung auf Basis einer Mitochondropathie, und daher offiziell bei DIMDI unter dem ICD-10-Code G93.3 zu finden.

Jeder denken könnende Arzt kann diese Tatsache bei DIMDI nachlesen. Oder sind die Autoren des o. g. Buches etwa der Meinung, dass ihre Kollegen nicht denken können?

Tja, manche Kommentare kann man sich schwer verkneifen, wenn man solchen Unfug liest.
Maria Magdalena
Forumswisser
 
Beiträge: 3047
Registriert: Donnerstag 3. April 2008, 23:18

Umweltbezogene Ängste- ein Psycho-Märchen

Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 2. März 2010, 17:49

Zitat auf Seite 137 ff.:

\"Umweltbezogene Ängste weisen eine meist chronische ängstliche Beeinträchtigung auf, deren Ursachen zahlreichen Umwelteinwirkungen und -veränderungen zugeschrieben werden. Teilweise geht die Angst von tasächlich bestehenden Bedrohungen aus, die Reaktion ist aber im Ausmaß unangemessen und hinsichtlich der befürchteten Kausalität unrealistisch.

Die heute aktuellen auf die Umwelt bezogenen Befürchtungen gelten vor allem Folgendem:

-elektromagnetischen Wellen (\"Elektrosmog\"), bzw. der \"Elektrosensibilität\"
-radioaktiven Strahlen
-zahlreichen Möglichkeiten chronischer Vergiftungen (z. B. Amalgam, Holzschutzmittel)
-zahlreichen chemischen Substanzen, denen eine allergische Sensibilisierung unterstellt wird (\"multiple chemical sensitivity\", MCS) und weiteren Bedrohungen

Es handelt sich wieder um das Phänomen kognitiver Attributionen, dem wir bei den Angststörungen schon wiederholt begegnet sind. Es besteht keine Frage, dass es Interessengruppen sind, die zum Erhalt der \"neuen Krankheiten\" beitragen und teilweise geradezu aggressiv auf Anerkennung und Kompensation drängen. Besonders aktiv sind derzeit die Selbsthilfeverbände der vermeintlich von MCS Betroffenen.

Gerade bei diesem \"Störungsbild\" ist der Beweis geführt, dass es deskriptiv kaum eingrenzbar ist und eine biologisch zu sichernde Entstehung von Allergien durch multiple (?) chemische Substanzen wissenschaftlich nicht vorstellbar ist.

Das ist auch von der Gutachterkomission der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Huhn 1997) so festgehalten worden - wie zuvor schon von einer Reihe angesehener amerikanischer Fachgesellschaften. Auch ein Expertentreffen der WHO 1996 in Berlin hatte sich mehr als zurückhaltend geäußert. Dennoch bleiben natürlich die Medien, bestimmte Rechtsanwälte und Ärzte, einschlägige Firmen, die alle an der Publizität oder den materiellen Ressourcen interessiert sind, am Thema.\"

Zitat Ende

Quelle:
http://books.google.de/books?id=Gl6SwdUGB1kC&printsec=frontcover&dq=neurotische+st%C3%B6rung+und+psychosomatische+medizin+hoffmann&source=bl&ots=kvz5MbOg2M&sig=s4Ong_LsE-Vuzd9Dq1m-D1EdtdI&hl=de&ei=fdd6S6-qMIuG_Aap6IiZAg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CBsQ6AEwBQ#v=snippet&q=umweltbezogene%20%C3%A4ngste&f=false

- Editiert von Maria Magdalena am 02.03.2010, 16:52 -
Maria Magdalena
Forumswisser
 
Beiträge: 3047
Registriert: Donnerstag 3. April 2008, 23:18


Zurück zu Goldene Zitrone der Umweltmedizin

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste

cron