"Hamburg/Köln. Finanziert ein Pharmakonzern medizinische Studien zu einem seiner Wirkstoffe, fällt das Ergebnis für diesen vielfach günstiger aus als bei Studien mit anderer Geldquelle. Diese - nicht ganz überraschende - Erkenntnis wurde nun von deutschen Forscher wissenschaftlich bestätigt. Eine Ursache sei, dass die Firmen die Studienprotokolle gezielt zu ihren Gunsten beeinflussten, schreiben die Wissenschaftler im "Deutschen Ärzteblatt".
Die Ergebnisse klinischer Studien wirken sich sowohl auf die Zulassung eines Medikaments als auch auf die Akzeptanz bei Medizinern und Patienten aus - und damit auf die Umsätze des Herstellers. Der Anreiz, Daten möglichst positiv darzustellen und Unliebsames zu verheimlichen, ist deshalb enorm. In Übersichtsarbeiten wurde bereits gezeigt, dass der Einfluss der Pharmakonzerne auf die Forschung sehr groß ist. "Ungefähr ein Viertel der akademischen Mitarbeiter und ungefähr zwei Drittel der akademischen Institutionen hatten finanzielle Beziehungen zur Industrie", heißt es im "Ärzteblatt". .....
"Pharmazeutische Firmen lassen somit Ärzte und Patienten häufig über die wahren Wirkungen ihrer Produkte im Unklaren", kritisiert der Experte. "Die Wissensgrundlage, auf der wir Ärzte Behandlungsentscheidungen mit unseren Patienten treffen, ist häufig verfälscht." Um die Situation zu ändern, müsse ein erwiesener Zusatznutzen für jedes neue Mittel zur Pflicht werden, betont Klemperer. Gegen Manipulationen helfe mehr Transparenz - etwa die Studienprotokolle und alle Rohdaten betreffend. Auch Register mit allen wichtigen Angaben zu den Studien seien ein Fortschritt. "Wenn wir es ernst meinen mit dem Patientenwohl, können die Dinge nicht so bleiben, wie sie sind."
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2584344_Medizinische-Studien-Finanzier-kann-Ergebnisse-verzerren.html
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=74299