Begutachtung an der Ruhr Uni Bochum:
"Die 47jährige, seit 1995 in einer Gärtnerei beschäftigte
Patientin klagt seit ca. 2000 über eine
komplexe Symptomatik mit Hautjucken,
Quaddelbildung, Kopfschmerzen, Kieferhöhlenbeschwerden,
Parästhesien im Ohren-, Halsund
Lippenbereich und Zungenschwellungen bei
Exposition gegenüber „allem, was riecht“.
Insbesondere nach Einwirkung süßlich riechender
Stoffe und Duftstoffe gibt sie trockene Nasenschleimhäute,
Augentränen und Kurzluftigkeit
an. Die Symptome zeigen einen fraglichen
Arbeitsbezug.
Gesamt-IgE:301 kU/L
Lungenfunktionsprüfung (Masterlab,
Fa. Viasys Healthcare, Höchberg):
Werte im Referenzbereich,
Methacholintest
(Provotest II der Fa. Pari, Starnberg):
keine Hyperreaktivität
Inhalativer Provokationstest mit Zimtaldehyd
(Fa. HERMAL) mit APSpro-Vernebler (Fa.
Viasys Healthcare, kumulierte Dosis 0,4 μg
bis 36 mg Zimtaldehyd in Ethanol 70%):
Husten und Würgereiz ohne bronchiale
Obstruktion.
Selbsteinschätzung der Versicherten
bezüglich der Empfindlichkeit gegenüber
Umweltreizen (Fragebogen):
allgemeine Umweltreize und auf
Gerüche war extrem gesteigert
Riechtestung mit Sniffing Sticks (2)
durch die drei Module „Schwellentest für
n-Butanol“, „Diskriminationstest“ und
„Identifikationstest“:
etwas erniedrigte Geruchsschwelle für
n-Butanol, während die Geruchsidentifikation
und -diskrimination unauffällig
waren.
Die Hautreaktionen entsprechen am ehesten
den in der Literatur beschriebenen
Non-Immune-Immediate-Contact-Reactions
(NIICR) (3). Eine Assoziation zwischen einer
Asthmaerkrankung, die zudem nicht eindeutig
vorlag, und NIICR konnte nicht dargestellt
werden. Diese NIICRs haben für die Atembeschwerden
der Versicherten vermutlich keine
Bedeutung, zumindest sind sie nicht als Auslöser
einer obstruktiven Atemwegserkrankung
i. S. einer Berufserkrankung anzusehen. Wir
stellten die Diagnosen einer idiopathischen,
teils physikalischen Urticaria und Umweltintoleranz
(MCS-Syndrom). Zusammengefasst sahen
wir im vorliegenden Fall die medizinischen
Voraussetzungen zur Anerkennung einer
BK 4301 als nicht gegeben. Die Assoziation
zwischen Umweltintoleranz und NIICR bleibt
in epidemiologischen Studien zu prüfen."
Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Institut der Ruhr-Universität Bochum, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum
V. Harth, L. Altmann, T. Brüning, R. Merget
Non-Immune-Immediate-Contact-Reactions(NIICR) durch Duftstoffe, Asthma und idiopathische Umweltintoleranz
http://www.ipa.ruhr-uni-bochum.de/image/poster/156.pdf