Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke

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Beitragvon Juliane » Mittwoch 19. Januar 2011, 01:03

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Zitat:


Ein besonderes Krankheitsbild

Die 42-jährige Patientin wird mit Übelkeit,
Erbrechen, einer ausgeprägten Adynamie,
Bauchschmerzen und Exsikkose-Zeichen eingewiesen.

In der Vorgeschichte ist ein Multiple
Chemical Sensitivity-Syndrom bekannt.

In der körperlichen Untersuchung fällt ein hypotoner

Blutdruck von 75/35 mmHg auf, trotz

anamnestisch nicht stattgehabter Sonnenexposition

ist das Hautkolorit auffallend dunkel, an

den Innenflächen der Hände sind die Palmarlinien

dunkelbraun eingefärbt, das Lippenkolorit

ebenfalls bräunlich. Bei jedem Versuch sich

aufzusetzen, wird die Patientin fast bewusstlos

(massive orthostatische Hypotonie). Die Haut

zeigt eine Vitiligo (Weißfleckenkrankheit). Psychisch

ist die Patientin desorientiert und agitiert,

zugleich aber vigilanzgemindert.

Laboranalytisch besteht ein akutes Nierenversagen

mit einem Kreatinin von 2,62 mg/dl, ferner eine

ausgeprägte Hyponatriämie mit 109 mVal/l bei

einer Hyperkaliämie von 6,2 mVal/l. Die Hyponatriämie

erklärt den Bewusstseinszustand der

Patientin durch das darunter aufgetretene intrazelluläre

Hirnödem. Bei dringendem Verdacht auf

ein Addison-Syndrom (primäre Nebenniereninsuffizienz)

mit einer akuten Addison-Krise erfolgt

die entsprechende intravenöse Flüssigkeits-,

Natrium- und Hormonsubstitution auf der Intermediate-

Care-Station. In der weiterführenden

Diagnostik zeigt der ACTH-Kurztest kein Ansteigen

des Serum-Kortisols nach Gabe einer Testdosis

synthetischen ACTHs. Dadurch ist die primäre

Nebenniereninsuffizienz belegt. Die Nebennierenrinden-

Autoantikörper sind positiv.

Die Untersuchung der Schilddrüsenfunktion ergibt

eine erhebliche Hypothyreose bei Autoimmunthyreoiditis

Hashimoto; im Schilddrüsenultraschall

ist das Organ bereits deutlich verkleinert

und stellt sich diffus echoarm dar. In der

Anamnese ist auffällig, dass beide endokrinen

Insuffizienzen (Nebenniere und Schilddrüse)

nach dem 30. Lebensjahr eingesetzt haben,

während die Vitiligo schon länger besteht.

Durch diese erst im Erwachsenenalter kombiniert

aufgetretene, jeweils autoimmun bedingte

Schilddrüsen- und Nebenniereninsuffizienz lässt

sich die Diagnose eines Polyglandulären Autoimmunsyndroms

Typ 2 (adulte Form) stellen. Nach

der Primärstabilisierung in der Addison-Krise wird

eine Substitutionstherapie mit Mineralokortikoid

(Fludrocortison) und Glucocorticoid (Hydrocortison)

eingeleitet. Durch die Substitutionstherapie

der Nebenniereninsuffizienz ist zu erwarten, dass

sich die zum Teil schon jahrelang bestehenden

Beschwerden der Patientin, die bislang allesamt

dem MCS zugeschrieben worden waren, in

hoffentlich erheblichem Umfang bessern.

Der Fall zeigt unter anderem, dass Addison-

Krisen auch heute noch vorkommen und in der

Akutsituation mit ihnen gerechnet werden muss,

damit die umgehend erforderlichen vitalen

Stabilisierungsmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet

werden können.

Dr. Thomas Breitkreuz, Ltd. Arzt Innere Medizin"


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Beitragvon sunday » Mittwoch 19. Januar 2011, 03:44

da hat die frau ja echt glück gehabt, daß sie gerade noch rechtzeitig in eine gute klinik und an einen guten arzt geraten ist. bei welchem idioten war die denn nur vorher, daß so schwerwiegende krankheiten übersehen worden sind ?

lg
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Beitragvon Schnaufti » Donnerstag 20. Januar 2011, 10:13

Was war zuerst da?
Das Ei oder die Henne?

LG
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Beitragvon Juliane » Donnerstag 20. Januar 2011, 11:13

Ja Schnaufti, das fragt man sich.

Ich habe von 2 jungen Frauen gehört, bei denen ein Umweltmediziner
MCS und Addison diganostiziert hat.
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