http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?key=standard_document_44465605&jmpage=1&type=v&rubrik=73685&jm=1&mediakey=fs/alleswissen/20120411_alleswissen_speiseinsekten
Es wird Zeit, dass wir auch in Europa wieder Insekten essen, meint der
holländische Insekten-Forscher Marcel Dicke. Denn Insekten sind nicht
nur gesund. Die Produktion von Insektenfleisch ist viel
umweltfreundlicher als die Herstellung von Rind- oder Schweinefleisch.
Schon heute leben 1,3 Milliarden Rinder weltweit. Und sie verschlingen
fast die Hälfte der globalen Getreideernte. Das Futter setzen sie noch
nicht mal besondesr effektiv um: Bis zu zehn Kilogramm Getreide sind
nötig, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen. Die restlichen neun
Kilogramm sind Abfall, also Mist und Gülle.
Bei Insekten ist das Verhältnis umgekehrt, wie Marcel Dicke
herausgefunden hat. Mit zehn Kilogramm Futter erhält man ganze acht
Kilogramm Fleisch und nur zwei Kilogramm Abfall. Marcel Dicke hat auch
untersucht, wie viel Abgase Insekten im Vergleich mit herkömmlichen
Masttieren produzieren. Das Verhältnis ist erstaunlich: Ein Schwein
produziert bis zu hundert Mal so viel CO2 pro Kilogramm
Gewichtszunahme wie etwa ein Mehlwurm. Ein Schwein produziert zehn Mal
so viel Ammoniak wie etwa Grillen und fünfzig Mal so viel wie
Heuschrecken. Das heißt, Insekten belasten weder unser Klima noch
unser Grundwasser.
Die Welternährungsorganisation FAO warnt vor einer zukünftigen
Nahrungsmittelknappheit. Bis zum Jahr 2050 sollen etwa neun Milliarden
Menschen die Erde bevölkern - und die müssen sich irgendwie ernähren.
Deshalb wirbt die FAO für Insekten als Nahrungsquelle. Insekten
könnten den Eiweißbedarf der an Hunger leidenden Weltbevölkerung
decken. Man könnte sie ohne weiteres überall auf der Welt züchten. Sie
brauchen weder viel Platz, noch große Mengen an Nahrung, wie der
holländische Insektenforscher Marcel Dicke herausgefunden hat: Sie
können sich sogar von menschlichen Essensresten ernähren. Mehlwürmer
gedeihen ohne weiteres auf etwas Weizenkleie und Resten aus der Brot-
und Keksproduktion. Grillen sind mit etwas Obst, wenig Wasser und
Weizenkleie zufrieden.
Die holländische Regierung unterstützt Insektenzuchtfarmen mit einer
Million Euro, um Insekten weiter für die menschliche Ernährung zu
erschließen. Bisher werden vor allem eine Heuschreckenart und zwei
Mehlwurm-Arten für den menschlichen Konsum gezüchtet. Doch es gibt
insgesamt rund 1.800 essbare Insektenarten - man könnte mit ihnen also
äußerst vielfältig kochen.
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