von Twei » Dienstag 25. Dezember 2012, 15:29
1. Wie handhabt Ihr Eure Kleidung?
a) Gibt es eine Unterteilung für bestimmte Verwendungszwecke z.B. Räumlichkeiten, Tätigkeiten usw...?
Ja!
[b]Cleanroom-Innenraumkleidung[/b], die zum Schlafen und Leben innerhalb der Wohnung benutzt wird, einschließlich zum Kochen, PC-Arbeiten (PC ist im Nebenraum und Bildschirm hängt über dem Bett)...; diese Kleidung darf nur nach einer gründlichen Dekontaminierung (duschen und abschrubben/-reiben) angezogen als auch angefasst werden!
[b]Arbeits-Innenraumkleidung[/b], die zum Arbeiten für Renovierungs-, Werkarbeiten-, Sortier- oder Sonstige -Arbeiten verwendet wird sowie ab und zu für Besuchsempfang von Kollegen, welche extra möglichst Duftfrei erscheinen ; diese Kleidung darf nicht nach dem Tragen der Außenkleidung verwendet werden!
[b]Privat-Außenkleidung[/b], diese Kleidung wird zum Spazieren getragen. Sie ist für Tätigkeiten und Aufenthalte vorgesehen, wo möglichst keine oder nur eine ganz geringe kontaminierte Umgebung zu erwarten ist.... es ist die "stressfreiste" Außenkleidung, die auch im eigenen Besucherraum für Besuch geeignet ist. Für ganz kurze und gezielte Einkäufe in der Umgebung findet sie ebenfalls ihre Verwendung.
Ein Hinsetzen auf alle öffentliche Sitze oder ein irgendein Anlehnen darf damit nicht stattfinden! Wenn ich mal bei einem Kollegen bin, dann nehme ich eine neue Mülltüte mit, stecke ein Stück Pappe oder Fernsehzeitung rein und lege es auf die Sitzfläche. Die Sitzfläche sollte nicht aus Stoff sein.
Diese Kleidung kann nicht nach der Arzt-Kleidung oder anderer Kleidung nach einem extrem verseuchten Aufenthalt getragen werden.
[b]Außenkleidung[/b], die für längere Aufenthalte in kontaminierter Umgebung vorgesehen ist und demnach immer eine gewisse Restbelastung aufweist. Ebenfalls zählt dazu auch noch Arbeitskleidung (sehr verschlissene Kleidung) für "grobe" und "drecke" Arbeiten außerhalb meiner Wohnung. Für diese alle gilt die gleiche Regelung wie bei der "Privat-Außenkleidung" - wird auch häufig extra oder öfters vorgewaschen, bevor sie mit der "Privat-Außenkleidung" in eine Waschmaschine gelangen kann.
[b]Arzt-Kleidung[/b] Diese Kleidung ist für die seltenen Arzt-Besuche vorgesehen und weist auch eine etwas bessere "Ordentlichkeit" vor. Bei der anderen Kleidung ist es mir egal wie verschlissen sie ist - Hauptsache verträglich.
Die Arzt-Kleidung ist überhaupt nicht verträglich, weil sie so erhebliche Restexpositionen der Besuche enthält und selbst nach 4 Tagen Waschmaraton nicht ausreichend zu dekontaminieren ist; auch der Trocknungsprozess verseucht die Lebensluft in der ganzen Wohnung.
Die Arzt-Kleidung wird auch zu anderen sehr expositionsbelastenden Aufenthalten verwendet, die möglichst NIE notwendig werden....
b) Wie und wo lagert Ihr Eure Kleidung und - warum?
Jede Kleidungsklasse, siehe obige Unterscheidung, wird anders gelagert und zwar:
- Cleanroom-Innenraumkleidung im Cleanroom, damit die Expositionen, die in den anderen Räumen höher sind, nicht in die Kleidung gelangen. Die Kleidung liegt derzeit noch auf dem Fliesenboden, weil ich noch kein Metall- oder Glasregal dafür habe.
Jede Kleidungsart ist getrennt gestapelt, weil z.B. auch die Unterhosen ein Gummiband haben, das immer leicht riecht (es ist schon das Beste gewesen, was ich auftreiben konnte); über allem ist ein großes Tuch gelegt. Ebenfalls haben Jogginghosen, Socken, T-Hemden, und Unterhosen unterschiedliche Beschaffenheit und Zweckbestimmungen, die wiederum unterschiedlich Expositionen als auch Restkontaminationen aufweisen können. So beuge ich einer größeren Verbreitung und Vermischung vor.
Zum Verständnis: Eine Unterhose sitzt mir beim Liegen oder Stehen nicht so unter der Nase, wie mein T-Hemd!
- Arbeits-Innenraumkleidung UND - Privat-Außenkleidung in der Küche auf einem Metallregal, ebenfalls in ihrer Kleidungsklasse und ART getrennt gestapelt. Eine große Metallstange längs durch den Raum dient dazu, die gebrauchte Kleidung je nach Verseuchungsgrad, Verwendungszweck und Verschwitzungsgrad luftig sortiert aufzuhängen; so kann ich Kleidung häufiger verwenden und in verschieden Stufungen nutzen.
(Eigentlich sollte diese Kleidung in die Kabuffen. Diese sind aber noch nicht endfertig -mal schauen - vielleicht bleibt diese Kleidung auch in der Küche - es klappt ja...)
Wenn jene Kleidung durch die Umweltluft mal zu doll verseucht wurde, hänge ich sie nicht mehr in die Küche, sondern immer in die Kabuffe. So kann ich diese Kleidungsstücke auch noch ab und zu für bestimmte Zwecke verwenden bis sie zum Waschen für mich ausreichend genug vorher gebraucht wurden.
- Außenkleidung lagert im Kabuff auf einem Metallregal. Es sind nur wenige Kleidungsstücke, obenauf liegt ein Stofftuch, dass den Staub abhalten soll. Nach dem Gebrauch wird diese Kleidung meist sofort wieder gewaschen oder solange in einer Plastiktüte oder zusammengelegt auf dem Fußboden verwahrt, bis ich ausreichend Kleidungsstücke zum Füllen einer Waschmaschine zusammen habe.
- Arzt-Kleidung lagert im Kabuff auf einem Metallregal. Hose und Jacke müssen in einer Plastiktüte aufgrund ihrer Ausdünstungen gelagert werden. Die Desinfektionsmittel in den Praxen sind grauenhaft. Von längerem Tragen dieser Kleidung werde ich krank...
+ Jacken und Schuhe befinden sich im Kabuff. Ich hatte auch schon Schuhe, die ich nach dem Kauf 1 Jahr in den Keller hängen mußte oder gar wegwarf.
Was nicht tolerierbar ist werfe ich weg oder findet bei nicht zu starker Belastung seinen Platz in einer Plastiktüte bis es seine Gifte nach und nach minimiert hat.
c) Gibt es auch eine Trennung beim Waschen und wenn ja - warum?
Ja - weil sonst die verschiedenen Kontaminationsgrade auf andere Kleidungsgruppen und Arten übertragen werden!
Jede oben aufgeführte Klasse wird für sich gewaschen. Nachdem verseuchtere Kleidung gewaschen wurde, empfiehlt es sich z.B. eine Waschmaschine Socken, dann Unterhosen, dann T-Hemden zu waschen.
Von der verseuchtesten Klasse der Arzt-Kleidung aus, wird erst einmal die Waschmaschine 2 komplette Durchgänge durchgekocht , dann die Außenkleidung waschen, dann die Privat-Außenkleidung, dann Handtücher kochen..... und dann erst die Cleansachen!
Vor jedem Wechsel eines Kleidungstyps wird immer die Waschmaschine nochmals 2 mal mit kaltem Wasser durchgespült, damit die kontaminierte Restsuppe aus dem Sifon und Schlauch sowie die Restbeläge der Waschmaschinen-Innenräume minimiert werden.
UND immer beachte ich jeweils die Reihenfolge: erst Hose, Pullover, dann Socken, dann Unterhose, dann T-Hemden bzw. Unterhemden!
Bettwäsche und Cleanroomvorhänge können sehr gut nach dem Reinigen der Cleanroomkleidung oder dem Waschen nach den Handtüchern gewaschen werden.
+ Aufgrund meiner Unverträglichkeiten kommen bei mir keinerlei [u]Waschmittel[/u] zum Einsatz. Es wird möglichst mit höchster Waschtemperatur für die jeweiligen Textilien gewaschen, deren Temperaturhinweise von mir häufig in Frage gestellt werden.
Ganz selten gebe ich bei den Außensocken bei einer Kaltspülung etwas Apfelessig rein.
Häufig gebe ich bei der Außenkleidung alten Kaffeesatz bei; jedoch bei der Innenraumkleidung NIE!
+ Ich wasche nur mit viel Wasser, hohen Temperaturen und viel Geduld!
Aufgrund der Nichteinsetzbarkeit von Waschmitteln, muß ich jenen obigen Plan gewissenhaft befolgen als auch eine konsequente Expositionsvermeidung für meine Kleidungsstücke.
2. Wie hilft es Euch - welchen Einfluß bewirkt das gesundheitlich?
Die verschiedenen Kleidungsklassen, Lagerungen und die Waschregeln helfen mir sehr viel.
Dadurch erhielt ich nach und nach das Verständnis der Kontamination!
Ich wußte vorher gar nicht, wie stark die Außeneinflüsse Einwirkungen in mein Leben innerhalb meiner Wohnung verübten.
Ich war permanent von Expositionen umgeben, die in der Außenkleidung waren und sich so in der ganzen Wohnung verbreiteten. Ebenfalls geschah dieses durch die Waschmaschine. Ich hatte immer gesundheitliche Beschwerden und war dadurch häufig dauergestresst.
Erst durch die Trennung gelingt es mir sofort Kontaminierungen im alltäglichen Leben ausfindig zu machen und effektvoll Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Meine Nase ist weniger dauerhaft zu oder trocken. Das Sehen ist stabiler, die Augen Tränen weniger oder sind trocken, der Hals kratzt nicht so, die ab und zu aufflackernden Hautbeschwerden nahmen ab usw... - schlafe besser ein, Konzentrationsfähigkeit wurde gesteigert, Hungergefühl und Geschmachsnerven werden nicht übermäßig unterdrückt, weniger Verstopfungen...usw...
Durch die Trennung habe ich einen der Hauptverursacher der gesundheitlichen Beschwerden ausfindig gemacht und relativ gut eingedämmt.
3. Wurden für den Cleanroom besondere Kleidungsstücke angeschafft und warum?
Ja - ich mußte zusehen, dass ich eine Waschmaschine für je eine Kleidungsart vollbekomme,
- ich hatte selten eine dekontaminierte Waschmaschine und ein häufiges Cleanroomkleidungswaschenmüssen brachte die Waschkonzepte durcheinander und ineffektiv.
Ich kaufte mir Kleidung, die grundsätzlich zur Kochwäsche geeignet war und ist. Dieses verspricht einiger Maßen beinhaltende waschbeständige Farben und Chemikalien. Die Gummis der Unterhosen waren deshalb auch nicht so lange und unangenehm am Stinken.
Ich schuf mir aus reiner Baumwolle folgende [u]Kochwäsche[/u] an:
20 - T-Hemen (2-3 Waschladungen)
10 - Unterhosen (1 Waschladung)
20 - Arztsocken (1 Waschladung)
2 - Jogginghosen (1 Waschladung)
2 - Pullover (1 Waschladung)
(+ Bei der Cleanroomwäsche können auch Jogginghose und Pullover zusammengewaschen werden, wenn die Expositionen der Jogginghose gering ist.)
2 - Bettbezugsgarnituren mit Laken (also 1 Garnitur entspricht 1-2 Waschmaschinen)
Da ich mir keine Biowäsche leisten kann als auch andere Stoffe, muß ich derzeit noch mit Baumwolle leben.
Nach ca. 8-12 kompletten Waschgänge konnte ich die Kleidung benutzen, die Jogginghosen und Pullover brauchten ca. 18!
Nach ca. einem halben Jahr fängt die Baumwolle an einen neuen Geruch zu entwickeln. Vermutlich sind es die zerfallenen Chemikalien im Stoffgewebe.
Fazit ist, ich muß jedes mal vor dem Anziehen T-Hemd und Unterhose diese für einige Stunden über die Heizung (im Sommer reicht die Wärme der Sonne durchs Fenster) im Cleanroom aufhängen, um so einen großen Teil der Expositionen weg zu temperieren.
Ich plane den Tag des Neuanziehens (frische Cleanroomkleidung) immer so, dass ich dann Draußen was zu tun habe. Zwischendurch tausche ich die Luft des Cleanrooms über die Tür mittels Queerlüftung der anderen Fenster in der Wohnung aus.
Nach dem Duschen muß dann der Cleanroom gut durchgelüftet werden. Die frische Cleanroomkleidung läßt ihre "Restbestände"/Expositionen noch so einige Stunden leicht an mir aus. Das macht sich bemerkbar durch Augenreizung, Jucken und Feuchtigkeitsfluß, leichte Müdigkeit und etwas Halstrockenheit.
ABER DANACH IST ENDLICH ALLES WIEDER IM RICHTIGEM LOT!
Aufgrund dieser Problematik ist die Expositionsvermeidung in allen möglichen Bereichen zu verwirklichen, WEIL ES SACHEN UND SITUATIONEN GIBT auf die man keine wirkungsvolle Einflußnahme nehmen kann! - Diese "sind" dann zu ertragen und auszuhalten! - Weil finanzielle Gründe und die Nichtmöglichkeit an geeignete Ware zu kommen uns zwingen eine solche LAST ertragen zu MÜSSEN!
Eine zusätzliche Expositionsbelastung durch Möbel, Baumaterialien, Gebrauchsgegenständen, Hygienartikeln oder versteckten DUFTSTOFFEN in Kleidung, ist laut meiner Erfahrung nicht zu tolerieren und auszuhalten.
4. Hättet Ihr mit Eurer heutigen Erfahrung zu Beginn Eurer MCS-Erkrankung z.B. konsequenter oder anders gehandelt?
Ja - auf jeden Fall - aber die Idee oder den Hinweis zu einem solchem Verhalten- und Sortierplan muß man erst einmal haben oder bekommen. Von den Umweltmedizinern, welche ich besucht hatte, erhielt ich keinerlei Tipps oder Hinweise dazu!
Es wurde zwar davon gesprochen, dass ich solche "Gerüche" dann meiden solle, aus dem Weg gehen solle, wenn sie mich gesundheitlich beeinträchtigen, aber das entsprach vom Inhalt einem leeren Blatt Papier!
(Vermutlich erhalten MCS-Erkrankte mit diversen Allergien bessere Ratschläge von der Feuerwehr des Bereiches ABC-Gefahrenabwehr.)
Je schneller und konsequenter die Expostitionsvermeidung umgesetzt wird, um so besser für den Betroffenen. Wenn ich eine entsprechende Hilfe von den Krankenkassen oder vom Jobcenter erhalten hätte, dann wäre mir die Verschlimmerung der MCS-Erkrankung erspart geblieben.
Erst durch jene Maßnahme oben, bin ich heute in der Lage Expositionen ausfindig zu machen, um mich vor diesen auch weitgehenst schützen zu können.
Jedes damalige Waschmittel, auch die Sensitiven, ließen mich diese Schadstoffe in der Kleidung nicht erriechen; trotzdem sind die versteckten Schadstoffe vorhanden und hätten trotz Übertünchung mit dem Produktgeruch ihre gesundheitlichen Auswirkungen an mir verübt.
Deshalb würde ich mit dem heutige Wissen, wenn ich am Anfang meiner Erkrankung wäre, grundsätzlich mal [u]6 Monate ohne Waschmittel und Hygieneartikel[/u] leben. Ich würde die NULL-Lösung ausprobieren, um so ein Gespür für die versteckten Schadstoffe zu bekommen.
Ich hatte früher Artikel benutzt, die eigentlich immer Schadhaft für mich waren. Erst als es zu spät war merkte ich das. Durch eine Nulllösung könnte ich so die Ursache schneller finden. Ein Produktwechsel war nur die Verlagerung des Problems...
5. Gibt es eventuell noch eine neue Idee für die Zukunft?
Ja - eine zweite Waschmaschine. So hätte ich dann eine für die Innenraumwäsche und eine für die Außenwäsche!
Ich bin mir sicher, dass dieses eine viel effektivere Expositionsvermeidung verspricht als auch ein stressfreieres Waschen aufgrund der "Reihenfolgen"...
Ich wünsche mir Bio-Kleidung und Stoffmaterialien die ich vertragen kann. Bei einer Allergietestung wurde auch eine Empfindlichkeit gegen Baumwolle festgestellt...
Es fehlen finanzielle Mittel - auch zur Austestung der Materialverträglichkeiten. Eigentlich fehlt nur ein Kassen-Rezept von einer fachkundigen Stelle wie z.B. einem Umweltmediziner!