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"Wenn Gesunde als gestört abgestempelt werden
Durch neue Diagnosekriterien in den USA droht eine Inflation psychischer Erkrankungen: Kritiker fürchten, dass gesunde Menschen zu kranken gemacht werden. Das könnte auch Deutschland betreffen.
Von Christiane Löll
Das Handbuch ist noch nicht gedruckt, doch der Streit darüber schwelt schon seit Jahren. Im Frühjahr soll die neue Version des US-Katalogs zur Definition psychischer Störungen erscheinen: das sogenannte DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders). Mehr als ein Jahrzehnt haben Hunderte Experten um die Klassifikationen gerungen
Gesunde Menschen könnten zu Patienten werden
Manche Erkrankung taucht neu auf, für viele andere Probleme gelten andere Diagnosekriterien - etwa für Sucht, Autismus oder posttraumatische Belastungsstörung. Nun klagen Kritiker, einige Diagnosen seien aufgeweicht worden – ohne ausreichende wissenschaftliche Gründe. Sie fürchten, das neue Regelwerk mache viele gesunde Menschen zu Patienten. Die Folgen davon könnten auch Deutschland betreffen.
"Das DSM ist weltweit ein Standardwerk, Forschung und Behandlung richten sich danach", sagt der Psychologe Prof. Winfried Rief von der Universität Marburg, der teilweise in das DSM-5 involviert war. "Es spielt auch eine Rolle bei Rechtsprechungen oder in Versicherungsfällen."
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