von Anne-1 » Samstag 25. Februar 2006, 15:53
Hallo,
eigentlich wollte ich zu dem Thema MCS und Angst in einem anderen Thread Stellung nehmen, der nun aber geschlossen wurde, weil die zwei Frauen, die für uns alle selbstlos und mutig in einer Fernsehsendung auf unsere Situation aufmerksam gemacht hatten, in einer auch für mich unverständlichen Weise angegriffen worden. Ich kann nur sagen, dass sie das überhaupt nicht verdient haben und ich möchte ihnen als Betroffene, die leider nicht so viel Mut aufbringt, um im Fernsehen für uns alle zu kämpfen, meinen herzlichsten Dank aussprechen.
Nun zum Thema "Angst".
Der Begriff "Angst" ist heute bei uns MCS-Kranken sehr negativ belegt, weil er dazu benutzt wird, um uns zu diskriminieren.
Aber tatsächlich ist Angst eine äußerst wichtige Körperreaktion, die jedem Menschen gegeben ist, um ihn am Leben zu erhalten. Wenn ein Kind einmal auf die heiße Bügeleisensohle gefasst hat, den Schmerz und die Brandblasen erlebt hat, wird es [b]Angst[/b]davor haben, ein zweites Mal das Gleiche zu tun. Und das ist gut so!
So gibt es viele Situationen, in denen in uns Angstreaktionen ablaufen, die uns beflügeln und dazu verhelfen, einer Gefahr zu entkommen.
Hätten unsere Vorfahren keine Angst gehabt, wären sie mit Sicherheit alle umgekommen, bevor sie sich hätten fortpflanzen können. Denn Angst bewirkt agieren, handeln, sich bewegen, also in Aktion treten.
Sehen wir uns das doch mal im Tierreich an. Eine Antilope, die Gefahr spürt, bekommt Angst und beginnt zu fliehen, sie läuft so schnell wie es ihr nur möglich ist und erhält so eine reelle Chance zum Überleben. Würde sie stehenbleiben, wäre es dem Löwen sicher recht, er hätte eine leichte Beute zum Frühstück.
Diese leichte Beute zum Frühstück hätten sicher gerne Leute, die den Chemikalienkranken einreden wollen, sie müssen keine Angst haben und sie müssen nicht fliehen vor den Giftstoffen, die ihren Körper immer mehr spürbar schädigen und krank machen.
Wer hat nun Recht? Diejenigen, die aus einem Umfeld fliehen, in dem sie Atemnot, Muskelschmerzen, Hautreizungen, Benommensein, Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanfälle erleben?
Oder haben die Recht, die behaupten, die Angstreaktion aus o. g. Gründen wäre krankhaft und es wäre nur eine solche Reaktion angemessen, die wie gelähmt Atemnot, Schwindel, Hautreizungen, Kopfschmerzen über sich ergehen lässt?
Sucht da nicht doch evtl. jemand eine leichte Beute und einen fetten Brocken zum Frühstück, mit der Aussicht, dass das gelähmte Opfer dabei draufgeht?
Wir als MCS-Erkrankte sollten uns nicht einreden lassen, dass wir keine Angst haben dürfen. Die müssen wir sogar haben, um uns zu schützen und um zu überleben, wie jeder andere Erkrankte auch. Ein Diabetiker wird Angst davor haben, Süßigkeiten bedenkenlos zu genießen, ein Unfallpatient mit Beinbruch wird Angst davor haben, mit dem gebrochenen Bein aufzutreten und ein Patient mit einer Penicillinallergie wird vor eben diesem Medikament Angst haben, wenn er es wieder verordnet bekommen sollte. Und auch das ist gut so!
Wir dürfen also Angst haben und müssen uns nicht einreden lassen, dass unsere Angst eine Panikstörung wäre. Eine Panikstörung passiert unbegründet. Wenn Angst vor einer Menschenansammlung vorliegt, ohne dass derjenige dafür berechtigte Gründe angeben kann, dann kann man von einer solchen Störung ausgehen. Dies ist bei MCS-Erkrankten nicht der Fall!
Wikipedia sagt definiert Angst:
"Biologisch gesehen ist die Angst ein Stresszustand von starker Intensität als Antwort auf eine wahrgenommene Bedrohung, verbunden mit einem Gefühl körperlicher Spannung sowie starken Impulsen, der Situation zu entfliehen."
Meiner Meinung nach dürfen wir sehr wohl versuchen der Situation zu entfliehen, die auf Grund unserer Krankheit eine Bedrohnung für uns darstellt.
Liebe Grüße
Anne