Zilker und Bornschein ermittelten über MCS in der deutschen Bevölkerung: WAS IST MCS?
Multiple Chemical Sensitivity und subjektive Chemikalienempfindlichkeit in Deutschland – Ergebnisse einer bevölkerungsbasierten Befragung
Constanze Hausteiner; Susanne Bornstein; Jochen Hansen; Hans Förstl; Thomas Zilker
Korrespondenzautor: Dr. med. Constanze Hausteiner, Toxikologische Abteilung der II. Med. Klinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Ismaninger Str. 22, 81675 München;
Hintergrund und Fragestellung: Der Begriff "Multiple Chemical Sensitivity (MCS)" beschreibt ein uneinheitliches Krankheitsbild beim Kontakt mit verschiedenen weitverbreiteten Chemikalien im Niedrigdosisbereich. Objektive Befunde fehlen ebenso wie Diagnosekriterien, sodass die Ätiologie des Syndroms umstritten ist. Wir befragten die deutsche Bevölkerung über körperliche Beschwerden, ihre Attribution auf bestimmte Auslöser, subjektive Chemikalienempfindlichkeit, die Diagnose MCS und Einstellungen zu so genannten Umweltgiften.
Methode: Es wurde eine repräsentative Befragung von 2032 erwachsenen Deutschen durchgeführt.
Ergebnisse: 11% der Befragten kannten den Begriff MCS; 0,5% gaben an, bei ihnen sei MCS schon einmal durch einen Arzt diagnostiziert worden, in beiden Fällen deutlich überdurchschnittlich Personen mit mehreren Beschwerden und Frauen. 9% bezeichneten sich selbst als empfindlich gegenüber Chemikalien. Obwohl insgesamt körperliche Beschwerden weit verbreitet waren, haben 67% der Betroffenen in der Gesamtstichprobe und 35% unter den subjektiv Chemikalienempfindlichen keinen den vorgeschlagenen Auslöser aus der Umwelt als ursächlich angesehen.
Folgerungen: Das zentrale Kriterium für MCS, die subjektive Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien, ist – ähnlich wie in internationalen Untersuchungen – ein mäßig verbreitetes, aber unspezifisches Phänomen. Es muss von rund 300 000 Deutschen ausgegangen werden, bei denen die "Diagnose" MCS bereits durch einen Arzt gestellt wurde. In der Bevölkerung insgesamt ist das Syndrom relativ unbekannt.
http://www.ecomed-medizin.de/sj/ufp/abstract/ArtikelId/6983