MCS - Klinisch-psychologische Spezifität

MCS - Klinisch-psychologische Spezifität

Beitragvon Harry Voss » Dienstag 28. April 2009, 20:49

Klinisch-psychologische Spezifität des Multiple-Chemical-Sensitivity-Syndroms (MCS)
Kennzeichen der sogenannten "Multiple Chemical Sensitivity (MCS)" sind multiple Symptome in mehreren Organsystemen und die vermutete Auslösung durch verschiedene chemische Substanzen. Umstritten ist, ob die beklagten Beschwerden auf eine organisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber Chemikalien oder aber auf pathologische emotionale Prozesse, ähnlich denen bei somatoformen Störungen, zurückzuführen sind. Pbn mit MCS (N=55), somatoformen Störungen (N=55) und gesunde Kontrollen (N=55) sollen in einem Mehrebenenansatz mit standardisierten Erhebungsmethoden in folgenden Bereichen verglichen werden: I. Profil körperlicher und psychischer Symptome; II. Körperlich-medizinische Auffälligkeiten, III. Psychologische Risikofaktoren für somatoforme Störungen (z.B. dysfunktionale Kognitionen zu Körper und Gesundheit, Suggestibilität), III. Psychologische Risikofaktoren für Umweltattribution somatoformer Beschwerden (z.B. umweltbezogene Gefährdungskognitionen, spezfischer Attributionsstil), IV. experimentalpsychologische Erfassung der Aufmerksamkeitslenkung auf Beschwerden und auf Schadstoffe mit dem "emotional Stroop Test", V. Vorhersagbarkeit der Beschwerden ein Jahr nach Erstuntersuchung anhand der Risikofaktoren. Erwartung: Patienten mit MCS und mit somatoformen Störungen unterscheiden sich nicht in Symptomprofilen und somatoformen Risikofaktoren, lediglich in der MCS-spezifischen Attribution und Aufmerksamkeitslenkung auf Auslösereize. Prospektiv sagen somatoforme und MCS-spezifische Risikofaktoren die Beschwerdenbelastung ein Jahr später vorher.

Antragsteller:
Josef Bailer
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI)

http://gepris.dfg.de/gepris/octopus/gepris/;jsessionid=5dTWJ3PZrZYBX4ZFMBCQ7zq0rs0wsdGnkvvSymv7QLlsnfR22Z9y!1199864465?module=gepris&task=showDetail&context=projekt&id=5347282
Harry Voss
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MCS - Klinisch-psychologische Spezifität

Beitragvon Juliane » Dienstag 28. April 2009, 21:33

Hallo Harry,

die drehen sich immer im Kreis. Sie führen Kreisgespräche und bestätigen sich gegenseitig.

Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 36. Jg., Heft 3, 2007
Zusammenfassung/Abstract

Psychologische Korrelate des Multiple Chemical Sensitivity (MCS)
Syndroms und mögliche psychologische Entstehungsmechanismen

Claudia Forsthövel
Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Düsseldorf


Frank A. Kaspers
Lehrstuhl für Klinische und Angewandte Psychologie, Universität Bonn


Josef Bailer
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Multiple Chemische Sensitivität (MCS) ist ein Syndrom mit organisch unerklärbaren Beschwerden, die von den Betroffenen auf niedrig dosierte Umweltschadstoffe attribuiert werden. Eine Risikogruppe für MCS stellen Probanden (Pbn) mit selbstberichteter Chemischer Sensitivität (CS) dar. Fragestellung: Sind eher toxikogene oder eher psychogene Faktoren für den Bericht von MCS-Beschwerden entscheidend? Methode: Fragebogenuntersuchung an 309 Studierenden, die sich in einem mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belasteten Universitätsgebäude aufhielten; Querschnittstudie. Ergebnisse: Während Expositionsdauer und MCS-Syndrom nicht korrelierten, lieferten psychologische Variablen (umweltbezogene Gefährdungskognitionen, Krankheitsangst, habituelle Sorgen und Absorption) hingegen einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des MCS-Syndroms. Nur Pbn mit CS, aber nicht jene ohne CS, berichteten nach Aktivierung eines “Schadstoffbelastungs-Schemas“ vermehrt MCS-Beschwerden. Schlussfolgerungen: Nach den Ergebnissen dieser Querschnittsuntersuchung und anderer Studien scheinen kognitive und andere psychologische Faktoren eine bedeutsame Rolle bei der Entstehung und Aufrechtung dieses Syndroms zu spielen.

Schlüsselwörter: Multiple Chemische Sensitivität (MCS), Chemische Sensitivität (CS), Schadstoffbelastung, Krankheitsangst, Absorption, Somatisierung

http://www.psycontent.com/abstracts/hh/zkp/2007/03/body-zkp3603198.html
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Beitragvon Juliane » Dienstag 28. April 2009, 21:44

Das fand Roland am 05.02.2007


Zentralinstitut für seelische Gesundheit

Prospektive Studie zur Ätiologie und Symptomspezifität des Multiple Chemical Sensitivity (MCS) Syndroms

Förderung: DFG, 2002-2005

Nach den vorliegenden Ergebnissen kann MCS als somatoformes Syndrom mit umweltbezogenem Attributionsstil konzeptualisiert werden.

viewtopic.php?t=3976
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Beitragvon Juliane » Dienstag 28. April 2009, 22:18

Wir wissen es ja schon auch das hat man in Mannheim im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit wieder etabliert:


"Projekt Zukunft
Depressionen – Therapie mit Elektroschock



Die Behandlung selbst ist kurz und schmerzlos: Der Patient bekommt eine Narkose und ein so genanntes Muskel-Relaxans gespritzt. Es entspannt für kurze Zeit alle Muskeln im Körper - ausgenommen das Herz. Und dann beginnt die
Behandlung: Durch zwei Elektroden am Kopf fließt Strom für Sekundenbruchteile durch das Gehirn. Der Patient merkt
davon nichts. Sein Gehirn aber schon: Dort löst der kurze Stromstoss einen epileptischen Anfall aus. Und genau dieser epileptische Anfall ist es, der den Patienten heilt erklärt uns Alexander Sartorius: Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: "Wir denken, dass die Elektrokrampftherapie dadurch wirkt, dass in bestimmten relevanten Hirnarealen Nervenzellen wieder zum Wachstum angeregt werden und nicht, was man vielleicht sonst auch denken könnte, dass bei der Elektrokrampftherapie Nervenzellen zu Grunde gehen. Das ist ganz sicher nicht der Fall."


Inzwischen hat die Elektrokampftherapie wieder ihren festen Platz in der psychiatrischen Behandlung"

http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2230558,00.html

viewtopic.php?t=7609
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Beitragvon Juliane » Dienstag 28. April 2009, 22:20

Unter den Talaren – Muff von wieviel Jahren ?
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Beitragvon Distelfink » Mittwoch 29. April 2009, 13:50

Man nehme die Beine in die Hand und laufe so schnell man kann.

Wo bleibt die orthomolekulare Psychiatrie?

Wo bleibt die Kontrolle von Allergien bei auffälligen Patienten?

Alles kein Thema in Deutschland, warum?
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Beitragvon Amazone » Mittwoch 29. April 2009, 23:16

@ Juliane,

der Link: http://www.psycontent.com/abstracts/hh/zkp/2007/03/body-zkp3603198.html

funktioniert leider nicht. Kommt die Meldung "Page not found".
Amazone
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Beitragvon Juliane » Donnerstag 30. April 2009, 08:45

@ Amazone

Stimmt, funktioniert nicht mehr.

Aber zu diesem Kaiser-Schmarren ist hier im Forum einiges versammelt:

Vor drei Jahren hat das Institut zusammen mit der Uni Bonn eine Pressemitteilung unter die Leute gebracht,
die dann dem Focus und der Zeitschrift Psychologie heute einen Artikel wert war.


" In diesem Fall spricht man von "Multipler Chemischer Sensitivität" (MCS). Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass MCS vor allem psychologische Gründe hat: Wer um seine Gesundheit besonders besorgt ist, berichtet im Mittel auch über mehr körperliche Beschwerden - unabhängig davon, wie oft er sich überhaupt in dem belasteten Gebäude aufgehalten hat. Das haben Wissenschaftler der Universität Bonn und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim herausgefunden."

http://www.uni-bonn.de/Aktuelles/Presseinformationen/2006/369.html

Hier gab es einige Diskussionsstränge zum Thema:


viewtopic.php?t=3246

viewtopic.php?t=4238

viewtopic.php?t=3829

Hier war der erste Eintrag:
viewtopic.php?t=4965
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Beitragvon Annamaria » Freitag 1. Mai 2009, 00:38

Das ist ja wohl die schärfste Begründung, die man für ein angeblich festgestelltes Nicht-Vorhandensein organischer Veränderungen finden kann:

"Außerdem konnten wir unsere Probanden nicht ärztlich untersuchen, um etwaige organische Ursachen ihrer Beschwerden aufzuklären."

(Dr. Frank Kaspers, Psychologisches Institut der Universität Bonn; vorletzter Satz in Julianes Link http://www.uni-bonn.de/Die_Universitaet/Informationsquellen/Presseinformationen/2006/369.html )

Allerdings spricht Kaspers hier nur das klar aus, was andere verstecken hinter Formulierungen wie "Anzeichen für...konnten nicht festgestellt werden." "Es fanden sich keine Hinweise auf...."

Dieses Verstecken wird zum Beispiel auch in der RKI-Studie in großem Umfang praktiziert. Wenn man dann genauer nachsieht, wurde der entsprechende Punkt allerdings gar nicht untersucht, fiel nicht in den Bereich der Studie, war die Studie nicht darauf ausgerichtet, dies zu untersuchen etc.
So führt man die Leser in die Irre, verkauft sie für dumm.

(Tipp, wie dies geht: Einfach so viele Seiten schreiben, dass kein Mensch sie lesen wird. In der Zusammenfassung, möglichst im letzten Satz, sollte aber stehen "... wurden nicht festgestellt".)
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Beitragvon Annamaria » Freitag 1. Mai 2009, 17:59

Wir wollen ja wissen, wovon man redet.

Aus der oben genannten Vorlesung von Dr. U. Buss ( SS 2006, Universität Göttingen, Psychosomatik und Psychotherapie)
ganz kurz gefasst zu "Somatoformer Störung" und "Konversionsstörung" und deren Unterschied, soweit für uns interessant:

Somatoforme Störung: körperliche Befunde sind nicht vorhanden.
Konversionsstörung: körperliche Befunde sind vorhanden aber nicht (körperlich) erklärbar.

http://www.psychosomatik.uni-goettingen.de/download/Psychosom-Wahlf-Konversionsstoerung-SS06.pdf ( S.15, 16)

(Ausführlicher und übersetzt:

S.15 Konversionsstörung:
Zitat: "neurologische / somatische Symptomatik durch körperliche Erkrankung resp. pathophysiologischen Mechanismus nicht erklärbar".
Ohne Fachchinesisch:
Es gibt also neurologische oder anderweitige körperliche (= somatische) Symptome. Diese sind aber nicht durch körperliche Erkrankung bzw. krankhaft veränderte Körperfunktion erklärbar.

S.16 Somatoforme Störung::
Zitat: "in Verbindung mit negativer somatischer Befundlage"
Ohne Fachchinesisch:
Ohne dass körperliche Befunde vorliegen. Es gibt also keine körperlichen Befunde.)
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