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IPA Jahrbuch 2010/2011
Seite 30 f
"Medizinische Begutachtung
Das IPA erstellt regelma.ig medizinische Gutachten im Auftrag der
Unfallversicherer, aber auch der Sozialgerichte. Ein Fokus liegt auf Begutachtungen der Gruppe 4 der Anlage zur Berufskrankheitenverordnung (Erkrankungen der Atemwege und Lungen). Gefahrstoffbezogene Themen sind vor allem Staube, Isocyanate, Losungsmittel, Metalle, Asbest, aromatische Amine,Leukamien/Lymphome durch Benzol und Nierenkarzinome durch Trichlorethylen. Durch den Wegfall der Ruckwirkungsklausel bei der Berufskrankheit 4111 sowie den Wegfall der sogenannten Moerser Konvention bei der Begutachtung der Berufskrankheit 4101 verschobsich der Schwerpunkt gering in Richtung dieser beiden Berufskrankheiten.
Die interdisziplinare Ausrichtung des IPA mit seinen funf
Kompetenz-Zentren flie.t auch in die arbeitsmedizinische Begutachtung ein. In schwierigen Fallen ist eine eindeutige Diagnostik zum Beispiel oft erst nach der Aufdeckung einer Sensibilisierung mittels komplexer allergologischer In-vitro-Tests moglich. Beispiele sind Inhibitionstests sowie die im Kompetenz-
Zentrum Allergologie/Immunologie entwickelten Methoden zur Quantifizierung von
Allergenen, wie Vorratsmilben oder Schimmelpilzen. Neu in der gutachterlichen Diagnostik sind serielle Messungen des exhalierten Stickstoffmonoxids in Urlaubs-
und Arbeitszeiten. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Sensitivitat der
Diagnostik mit dieser Methodik gesteigert und dieses Werkzeug auch in der Pravention eingesetzt werden kann. Zwei besondere Kasuistiken sind im Berichtszeitraum hierzu in internationalen Zeitschriften veroffentlicht worden: exogen-allergische Alveolitis verursacht durch eine Exposition des Partners gegenuber Kanarienvogelantigenen sowie die Erstbeschreibung eines arbeitsbedingten Asthmas
durch Rhodiumsalze bei einem Beschaftigten in der Galvanik.
Die Empfehlungen, die das IPA bei Begutachtungen abgibt, waren auch
2009 und 2010 wegweisend:
Bei insgesamt 32 Prozent der erstellten Gutachten gab es eine Ruckmeldung uber
den Ausgang der Verfahren. Die Unfallversicherungstrager und
Sozialgerichte folgten der
Empfehlung des Instituts in 99 Prozent der Falle – eine abweichende
Entscheidung wurde
ausschlie.lich hinsichtlich der Hohe der Minderung der
Erwerbsfahigkeit mitgeteilt. Neben
den Begutachtungen werden umweltmedizinische Untersuchungen in der
Umweltambulanz durchgefuhrt.
http://www.ipa.ruhr-uni-bochum.de/pdf/IPA_Jahrbuch1011.pdf