Wie geht man mit dem Risiko um?
Noch mal auf einen Eintrag aus dem Strang "Heinrich-Heine-Realschule in Hagen"- 10.04.2009, 08:38:55:
Hier kann man nachlesen, was in Halle bei der "Konferenz der Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin (GHU)" zu der Schule in Nideggen, in der Schüler und Lehrer an MCS erkrankt sind unter die Experten gebracht wurde:
"[P 28] Management gebäudebezogener
Gesundheitsstörungen durch das
Gesundheitsamt am Beispiel Nideggen
G. Heuser, M. Hoff-Gehlen
Gesundheitsamt Kreis Düren
Erst 6 Monate nach Bezug des Neubaus des Schulzentrums
Nideggen wurde das Gesundheitsamt Kreis Düren wegen Geruchsbelästigung
und SBS-Symptomatik eingeschaltet. Die Ermittlungen
ergaben 600 bis 700 μg/m3 TVOC, eine mäßige
Geruchsbelästigung in einzelnen Gebäudeteilen sowie schlechte
raumklimatische Verhältnisse. Das vom Gesundheitsamt als
Problemlösung vorgeschlagene optimierte Lüftungsverhalten
wurde nicht akzeptiert. Trotz Risikokommunikation am sogenannten
runden Tisch hielt eine sich gebildete Elterninitiative die
Gesundheitsgefährdungsfrage mit immer neuen potenziellen Verursachern
(z.B. VOC, SVOC, Toluol, Dichlormethan, Phthalate,
Aldehyde, Nonylphenol,) und Forderungen (z.B. besondere Untersuchungsbedingungen)
in Diskussion mit dem unbedingten Ziel
einer Bodenbelagssanierung (Ursachenvermutung).
Wegen mangelnder Akzeptanz zog das Gesundheitsamt frühzeitig
externe Berater (z.B. GUVV, Hygieneinstitut des Ruhrgebietes,
ÖGD, Universitätsklinikum Aachen) hinzu, denen aber seitens
der Elterninitiative auch überwiegend nicht getraut wurde.
Im Management problematisch waren die frühzeitige Politisierung
der Angelegenheit und die Verarbeitung in den Medien.
Zudem trugen beteiligte Gutachter durch Fehlmessungen/Messwertfehlinterpretationen,
öffentliche Auftritte selbsternannter
"Experten", welche die Raumluft als "gesundheitsgefährdend und
leistungsmindernd" bezeichneten, sowie Meinungsunterschiede
behandelnder Ärzte zu Verunsicherungen bei. Ein durch besorgte
Eltern über die Hausärzte bei ihren Kindern veranlasstes Human-
Biomonitoring ergab in Einzelfällen extrem erhöhte Toluol-
und Dichlormethankonzentrationen, deren Ursache bisher
ungeklärt blieb, da die Mehrzahl der Betroffenen sich an einer
Ursachensuche nicht beteiligte. Neu aufgenommenen Schülern
wird eine einseitige bis falsche schriftliche Darstellung der Sachlage zusammen mit einem Katalog von Symptomen, die in kausalem
Zusammenhang mit dem Besuch der Schule stehen sollen,
gegeben. Zuletzt ist ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren
wegen fahrlässiger Körperverletzung noch nicht
abgeschlossen.
Aus den Erfahrungen kann die Schlussfolgerung gezogen werden,
dass ein erfolgreiches Management gebäudebezogener
Gesundheitsstörungen nur im Konsens aller Beteiligten möglich
ist. Unbegründeten Forderungen sollte begründet nicht nachgegeben
werden. Kann eine Vertrauensbasis nicht geschaffen
werden, sollte frühzeitig ein in Risikokommunikation erfahrener
Supervisor einbezogen werden."
http://www.ecomed-medizin.de/sj/ufp/Pdf/aId/6886
12. Konferenz der Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin (GHU)
3. bis 5. Oktober 2004 Halle/Saale
http://www.medizin.uni-halle.de/ihy/media/pdf/GHU_Hauptprogramm_%20Stand%2022092004.pdf