biopsychosoziale Simultandiagnostik

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Beitragvon Juliane » Mittwoch 16. Januar 2013, 15:11

AWMF Leitlinien


"Schlussfolgerungen: Konsequente biopsychosoziale Simultandiagnostik ermöglicht Früherkennung. Die Therapie orientiert sich an der Erkrankungsschwere. Sie erfordert aktive Mitarbeit des Patienten und Kooperation aller Behandler, die vom Hausarzt koordiniert werden sollte"

http://www.aerzteblatt.de/archiv/132847
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Beitragvon Juliane » Mittwoch 16. Januar 2013, 15:14

Arbeitsgruppe Somatoforme Störungen zu MCS
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Beitragvon Annamaria » Mittwoch 16. Januar 2013, 18:04

Hallo Juliane,

gestern stieß ich per Zufall auf den Begriff "Gesundheitspsychologie". Ich kannte diesen Begriff bisher nicht.

Es gibt da tolle Bachelor-Studiengänge "Gesundheitspsychologie":
http://www.fh-heidelberg.de/de/studium/bachelorstudium/gesundheitspsychologie/

In einem Skript* zum Thema Gesundheitspsychologie fand ich dann auch Folgendes:

"Entstehung der Gesundheitspsychologie durch:
1.Verschiebung im Spektrum der zum Tod führenden Krankheiten
2.Ablösung des biomedizinischen Modells durch ein biopsychosoziales Krankheitsmodell
3.große Struktur- und Finanzierungskrise im Gesundheitswesen
4.Ergänzung klassisch kurativer Behandlungsmethoden durch präventive und verhaltensmodifikatorische Maßnahmen"

Frage: Erfüllt die Gesundheitspsychologie bei MCS das Ziel der Prävention?

(*Zu dem zitierten Skript kommt man:
1.Bei Google zum Suchen eingeben: "HSTUD_KLIN_202014110510_Skript_Gesundheit.doc",
und 2. dann diesen Eintrag öffnen: (doc) Vorlesung Grundlagen der Gesundheitspsychologie)

Ich war vielleicht etwas off topic. Oder vielleicht doch nicht?
Liebe Grüße
Annamaria
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Beitragvon Janik » Mittwoch 16. Januar 2013, 18:18

Frage: Erfüllt die Gesundheitspsychologie bei MCS das Ziel der Prävention?

Antwort: Nein. Die Industrie würde es sich wünschen und suggeriert dass es so einfach ist.
Es gibt nur eine Prävention um MCS zu verhindern - Expositionsvermeidung und dass die Industrie keine Produkte auf die Menschheit loslässt die krankmachen.
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Beitragvon Kira » Mittwoch 16. Januar 2013, 20:46

siehe auch
Psychosomatik findet ihren Platz in der Psychiatrie
viewtopic.php?t=18949

und als Nachhilfestunde
Die Einflüsterer
viewtopic.php?t=18434
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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biopsychosoziale Simultandiagnostik

Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 17. Januar 2013, 03:30

Dr. Tino Merz über die Diagnostik von Umweltkrankheiten:

Zitat

"“Psycho” kostet mehr als 50 Mrd. jährlich

Publiziert am 29. September 2011 von Dr. Merz

Wenn man etwas falsch macht, kostet es meist mehr, auch wenn richtigmachen schon teuer ist. Die neue Debatte hat den Namen Burnout. In den Nachrichten wurde erzählt, psychische Erkrankungen würden in der Arbeitswelt zu nehmen. Die IG-Metall weist aus: 27 Mrd € Behandlungskosten (Quelle: Stat. Bundesamt), Produktionsausfall wird mit 26 Mrd. € beziffert (Quelle: BKK-Bundesverband). Eine Umfrage bei den Betriebsräten ergab einen “starken Anstieg” , von 2004 bis 2010 um das Zehnfache. Der Spiegel beschäftigt sich lieber mit Promis (Rangnik, Hannawald, …). Alle sind sich einig: “es gibt keine Standarddiagnose”, “diffuses” Krankheitsbild, Sven Hannawald war beim Sportmediziner: “Blut abgenommen und alles, es gab keine Ergebnisse”. Nicht selten verberge sich dahinter eine “handfeste Depression”.

Raymond Singer, der weltweit bekannte Neurologe, schrieb in seiner “Neuropsychological Toxikologie” (man beachte das Hauptwort heißt Toxikologie!), dass Depression die häufigste Fehldiagnose für eine toxische Enzephalopathie ist (TE = Hirnvergiftung). Das wurde 1990 publiziert, in der Einerjahren (2000 bis 2010) wurde viel über die Volkskrankheit Depression spekuliert, heute heißt das Spekulationsobjekt Burnout, falsch ist die medizinische Hilflosigkeit: wird der Burnout chronisch heißt die Krankheit CFS.

Diese genauso wie die TE sind beide medizinisch-wissenschaftlich definiert (der Spiegel nennt das Standarddiagnose) und beide sind gemäß WHO anerkannt (ICD-10 Klassifikation: G93.3 (CFS) G92.0 (TE)). Das “anerkannt” bezieht sich auf den Rechtsbegriff des “allgemein anerkannten Stand der Wissenschaftlichen Erkenntnis”. Die Diskussion darüber blendet Wissenschaft und Recht aus: das macht die Sache so teuer und für die Betroffenen zum katastrophalen Schicksal.

Der Rat “häng’ nicht ‘rum, unternimm’ ‘was” war schon immer kontraproduktiv. Burnout unterscheidet sich von CFS dadurch, dass man sich vom Burnout erholen kann. Gelingt das innerhalb 6 Monaten nicht, ist es CFS, d. h. es hat sich chronifiziert. Das ist die Definition:

Hauptkriterien:
rezidivierende, paralysierende Müdigkeit (Leistungsverlust > 50%), ohne Verschwinden durch Bettruhe, über mehr als 6 Monate, Ausschluss anderer Erkrankungen.
Nebenkriterien: Schlafstörungen, zeitweilig Temperatur nicht über 38,6 °C, Halsschmerzen, Lymphknotenschwellungen, Muskelschwäche, Myalgien, Arthalgien, Erschöpfung ohne Belastung, Reizbarkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Photophobie, Pharyngitis

Das ist keineswegs diffus. Zur Klinik gehört auch der Verlauf. Das “plötzlich nichts mehr geht”, dieser Gong-Effekt, wie etliche Promis bei Spiegel online berichten, ist typisch. Nichts an diesen Krankheitsbildern ist neu, nichts ist unbekannt.

Seit Ende der 90er Jahre ist auch der grundlegende Pathomechnanismus aufgeklärt. Er heiß Mitochondriopathie. Die Mitochondrien sind Sonderbereiche in der Zelle (im Zytosol), die für die Lieferung biochemischer Energie zuständig sind. Sie sind das biochemische Ende der Atmungskette und machen aus Fett und Kohlehydraten Energie. Da die Nervenzellen mit Abstand die Zellen sind, die den höchsten Energieverbrauch haben, ist obiges Krankheitsbild die logische Folge. Es entsteht nun ein pathologischer Kreisprozess. Der Entdecker Pall nannte ihn ursprüngliche feedforward-cycle (feedforward ist das Gegenteil von feedback, also etwa: Selbstläufer). Er bleibt, auch wenn die Ursache nicht mehr besteht (etwa die Gifte ausgeleitet wurden). Deshalb wird auch Circulus vitiosus genannt. Das mach die Therapie so schwierig.

Die Diagnose dagegen ist leicht. Typisch ist eine erhöhte Konzentration von Stickstoffmonoxid (NO). Messbar direkt in der Atemluft oder indirekt durch Nitroverbindungen, die es erzeugt (etwa Nitrotyrosin). Die Mitochondriopathie ist also qualitativ wie quantitativ laborchemisch zugänglich. Mit dem üblichen großen Blutbild kommt man der Krankheit freilich nicht bei (das ist zumeist “unauffällig”).

Mit dem Psychounfug, der in Deutschland seit der Erfindung des Ökochonder 1995 die normale Rhetorik darstellt (bei den Wissenschaftsredaktionen der großen Zeitschriften war bisher nichts zu machen), wird seit 16 Jahren jede vernünftige medizinisch-wissenschaftliche Diskussion unterbunden und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den “Volkskrankheiten” erfolgreich vernichtet.

Wenn die IG-Metall sagt, bei allen klassischen Gesundheitsgefährdungen wie Gefahrstoffen oder Lärm gäbe es konkrete Präventionsregeln, bei arbeitsbedingten Stress jedoch nicht, dann hat sie noch nicht realisiert, dass die offensichtlich Vergifteten meist ihre Rente nicht bekommen, weil sie auf die Psychoschiene abgeschoben werden. Nun wird gleich ein Großteil der Burnout/CFS – Patienten sozusagen pauschal als psychisch krank oder stresskrank in die Ecke der Erkrankungen geschoben, bei denen man halt nichts machen kann.

Die Ursachen für die Mitochondriopathie wird von Pall wie folgt angegeben: Infektionen (unausgeheilte, Borreliose), Allergien, Toxine, Stress. Es geht also primär um das Immunsystem, den oxidativen Stress, systemische Entzündung, chemisch-immunologische Nervenreizung und allergische Kaskaden. Dass freilich sozialer Stress dem nicht gut tut, ist unbestritten. Der enorme Anstieg der Erkrankungen ist aber dem Mix geschuldet. Auch die Allergien sind gestiegen. Um dem schlussendlich noch die Krone aufzusetzen. Etliche Psychiater (Bell, Mackarness, Rapp) haben sich schon in den 80er Jahren damit beschäftigt, dass viele Allergien (Nahrungsmittel, Schimmel) schwere psychische Reaktionen auslösen können, bis hin zur Psychose.

Diese Rhetorik über Psycho und Stress ist unverantwortlich, ist unmittelbar verantwortlich für die Entstehung sog. hoffnungsloser Fälle, falscher Einweisung in die Psychiatrie, schadet dem Arbeitsleben und kostet der Wirtschaft weit mehr als diese 53 Mrd. €. Mit “Zeitbombe” hat die IG-Metall recht, aber sie spielt selbst noch mit dem Zünder, ohne das zu wollen und zu wissen.




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[1] Schubweise wiederkehrend und lähmende, nicht entspannende Müdigkeit, Myalgie = Muskelschmerzen, Arthalgie = Gelenkschmerz, Pharyngitis = Entz. des Rachenraumes"


Siehe hier: http://www.blog.dr-merz.com/?p=234
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biopsychosoziale Simultandiagnostik

Beitragvon Twei » Donnerstag 17. Januar 2013, 22:56

Mal eine grobe Aussage zu AWMF Leitlinien bezüglich Umwelterkrankungen insbesondere MCS:

Die Leitlinien sollen PATIENTEN zu Psychiatern liefern sowie ebenfalls zu "Pseudotherapeuten der ganzheitlichen Medizin", die dann eine vielseitige Anwendung von Placebo-effekten ausüben!

Weil viele Kranke da nicht freiwillig mitmachen würden, sind die Leitlinien so verfasst, dass eine INDIREKTE "Zwangsbehandlung" durch Behörden zustande kommt wie z.B.: Rentenversicherung und Jobcenter.

Das sind staatlich garantierte Geldeinnahmen zur Förderung von Versorgungsstrukturen als auch Platzbelegungen für geschaffene Einrichtungen wie z.B. für Reha-Maßnahmen, Therapiezentren usw.!
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