Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon rokker33 » Samstag 18. Juli 2015, 13:13

Hallo,

ich habe zwar die Diagnose MCS, was mich aber wundert: ich vertrage z.B. auch keinen Wald. Egal, ob Laub- oder Nadelwald :shock: Kennt das jemand?

Ich reagiere auf unser Haus, obwohl ich nichts rieche. Ich vertrage _keinen_ Raum, kein Auto, kein Zelt. Nach wenigen Minuten starke Benommenheit und Übelkeit (die zig anderen Symptome sind handlebar). Beides wird mit der Zeit immer schlimmer.

Sylvia K.Müller hat mal in einem Blog vom point-of-no-return gesprochen. Steck ich da drin? Bisher ist es die letzten 10 Jahre bei mir nur schlimmer geworden. Ich hatte noch _nie_ die Erfahrung gemacht, dass unverträgliche Gebäude oder Stoffe jemals "besser" vertragen wurden. Es kamen immer mehr dazu.

In meiner aktuellen Situation würde das heißen, dass ein Leben quasi gar nicht mehr möglich ist. Vegetieren bis zum Exitus?
Wie sind Eure Erfahrungen?
rokker33
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Twei » Samstag 18. Juli 2015, 19:16

Hi rokker33,

solche Phasen "ohne Fluchtmöglichkeiten" kenne ich noch aus der Zeit meiner alten verseuchten Wohnung und wo ich noch durch "Ärzte- und Behördengänge" genötigt wurde.
Besonders extrem waren damals die 3 Sommer, als es ca. 5 Wochen kein Regen und keine Abkühlung gab.

Derzeit sind wir auch in einer Hitzeperiode. Der warme Regen gibt auch kaum Erholung, sondern stellt eher ein Pollenaufmarschgebiet dar.

Wenn Deine Nasenschleimhäute permanent trocken sind, dann wirst Du auch permanent von Expositionen gereizt. Es gibt auch viele davon, die geruchslos oder geruchsarm sind.
Falls Du wirklich schon vieles in Deinem Umfeld verträglicher gemacht hast, dann hat sich Dein Körper eventuell noch nicht ausreichend vom früheren Zustand erholt oder es sind "neue" Quellen von Expositionen da.
Eine MCS-Erkrankung wird auch in 3 Stufen eingeteilt. Wenn Du die 2 Stufe erreichst hast, dann ist Alarmstufe rot und Du entwickelst fortwährend weitere Unverträglichkeiten, siehe dazu bitte:

DIE STUFEN VON MCS - viewtopic.php?t=19219#p111015 in "Hat MCS einen progressiven Krankheitsverlauf?"

Auch Wälder vertrug ich damals kaum. Nadelbäume schon gar nicht. Das liegt an den Ausdünstungen von Harzen oder den natürlichen Formaldehydausdünstungen von Holz. Wenn es wieder Kühler wird, dann vertrage ich diese Wälder wieder ... :roll:

Aber auch Gewürze und Nahrung haben einen großen Einfluß auf die MCS-Empfindlichkeit, siehe dazu bitte:

Chemical Sensitivity – MCS: Substanzen, die die Vanilloidrezeptorgruppe aktivieren können - http://www.csn-deutschland.de/blog/2008 ... n-koennen/


Sowie aus dem Thread "Artikel zu TRPV und TRPA1":
(Gewürznelke), Gingerol (Ingwer), Zimtaldehyd - viewtopic.php?f=93&t=18014#p114274


.... Capsaicin in Pfeffer oder Chilischoten aktiviert. Außerdem wirkt die Milch in Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia) um ein Vielfaches stärker auf den TRPV1 Rezeptor als Capsaicin. Seid da extrem vorsichtig!
Der TRPA1 Rezeptor kommt oft zusammen mit TRPV1 vor. Er wird durch Senföle (Kohl etc ) und Substanzen in Zwiebeln aktiviert. Viele Agonisten des TRPV3 Rezeptors kann man in den ätherischen Ölen von Gewürzpflanzen finden...
viewtopic.php?f=93&t=18014#p119670

.... Carvacrol (1)
Majoran-, Origanum- u. Thymianöl, Kümmelöl kann C. bei Lagerung aus Carvon entstehen, Desinfektionsmittel

Dihydrocarveol (1)
Vork: Kümmel, Pfeffer, Sellerie und Minze

Thymol (2-Isopropyl-5-methyl-phenol) (1)
Vork: ätherische Öle aus Thymian, Oregano und Bohnenkraut
Verw: Zahnpasta, Mundwässer, gegen Hautpilze

Carveol (1)
Kümmel, Zitrusöle
Dihydrocarveol in Kümmel, Pfeffer, Sellerie und Minze

Borneol (1)
Vork: Baldrian, Koriander, Rainfarn, Salbei, Muskat, Rosmarin, Eichenmoos (in vielen Parfüms), Ingwer, Thymian
ferner im Rosmarinöl, Lavendelöl u. in vielen Gewürzpflanzen. Die linksdrehende Form (L-Borneol) hat man im Aleppo-Kiefernnadelöl, Baldrianöl, Citronellöl, Corianderöl u. Thujaöl nachweisen können

Eugenol (2)
Nelkenöl (Gewürznelke), Basilikum, Bayöl (Hautantiseptikum, Haarwässer), Dentalmaterialien, Pimentöl, Zimtöl (Süßspeisen, Currypulver, Kosmetik, Mundwässer), Parfümierung von Seifen, Hyazinthen, Jasminöl, Kaskarillaöl (Parfümzwecken in Tabacken, aromatische Bitterliköre), in Labdanum (Fixateureigenschaft in Parfüms), Lorbeeröl, Muskatnuss, Myrrheöl, Patchuliöl (fixierender Parfümrohstoff Herrenparfüms, Seifenherstellung, Kosmetik), Pimentöl, Rosenöl

Weihrauch (Olibanum) (3)
Herk:Gummiharz aus der Rinde der in Arabien u. Somalia beheimateten Bäume Boswellia carterii u. B. frereana in oriental. Wegen seines Duftes u. seiner guten Fixateur-Eig. bei Parfüms geschätzt
Verw.: Weihrauch, Zusatz zu Kaugummis, Pflastern, Zahncremes u. wie O.-Öl....
viewtopic.php?f=93&t=18014#p119671



und vieles mehr ...... :(
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon rokker33 » Samstag 18. Juli 2015, 20:12

Twei hat geschrieben:Hi rokker33,

solche Phasen "ohne Fluchtmöglichkeiten" kenne ich noch aus der Zeit meiner alten verseuchten Wohnung und wo ich noch durch


Mein Haus habe ich ja 7 Jahre lang problemlos vertragen. Seit 03/2015 nicht mehr. Durch eine starke Putzmittelexposition bin ich sicherlich empfindlicher geworden und habe angefangen auf mein Haus und viele andere zuvor verträgliche Stoffe zu reagieren. Wie also neuen Wohnraum finden, wenn ich selbst ein ehemals "gutes" Wohnklima nicht mehr vertrage? :cry:

Twei hat geschrieben:Derzeit sind wir auch in einer Hitzeperiode. Der warme Regen gibt auch kaum Erholung, sondern stellt eher ein Pollenaufmarschgebiet dar.

Die Phase hält nun seit 5 Monaten an, also auch vor der Hitzeperiode. Aber es stimmt, die heißen Tage machen mir drausen zusätzlich zu schaffen.

Twei hat geschrieben:Eine MCS-Erkrankung wird auch in 3 Stufen eingeteilt. Wenn Du die 2 Stufe erreichst hast, dann ist Alarmstufe rot und Du entwickelst fortwährend weitere Unverträglichkeiten, siehe dazu bitte:

DIE STUFEN VON MCS - viewtopic.php?t=19219#p111015 in "Hat MCS einen progressiven Krankheitsverlauf?"


Ohje, und wie kommt man da wieder raus? Wenn man keinen Rückzugsort hat? Heißt ja, selbst wenn ich versuche umzubauen, dann kann ich in diesem Zustand auch die CleanRooms unverträglich machen.

Twei hat geschrieben:Auch Wälder vertrug ich damals kaum. Nadelbäume schon gar nicht. Das liegt an den Ausdünstungen von Harzen oder den natürlichen Formaldehydausdünstungen von Holz. Wenn es wieder Kühler wird, dann vertrage ich diese Wälder wieder ... :roll:

D.h. Du verträgst Wald wieder? Aber ich habe das Waldproblem auch schon im April festgestellt, als es deutlich kühler war :cry:

Twei hat geschrieben:Aber auch Gewürze und Nahrung haben einen großen Einfluß auf die MCS-Empfindlichkeit, siehe dazu bitte:

Seit März auf Diät. Nur Salz und Pfeffer als Gewürze.

Danke für Deine Ausführung. Das mit dem Holz hat halt noch gravierendere Einschränkungen (als MCS an sich schon hat): zusätzlich keine Holzmöbel, Holzboden, Umzug in Waldnähe etc. Da geht doch dann wirklich gar nix mehr ...
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Twei » Sonntag 19. Juli 2015, 12:26

Ich habe mal kurz in diesem Beitrag von Dir rumgeschaut:
Wohnraum gesucht, Nähe Stgt. Bin am Ende. - viewtopic.php?f=55&t=21437&p=121913#p121913

Du hast Familie und ein eigenes Haus.
Ich habe kein Haus - nur eine kleine Wohnung. Darum lebe ich mit niemandem mehr zusammen, weil es für mich zu anstrengend ist. Laufend werden von gesunden Personen irgendwelche Expositionen eingeschleppt, die dann meine Gesundheit und meine "Ruhe" empfindlich stören.
Da Ihr aber ein eigenes Haus habt, scheint es Ausweichmöglichkeiten zu geben.

Ich kann keinerlei Putz, Hygiene oder Waschmittel mehr vertragen :!:
Vielleicht ist es bei Dir auch schon so schlimm.
Alternative: Eigene Waschmaschine mit Stahlbottich nur für Dich und immer nur mit Wasser waschen - Kochwäsche oder 60 Grad reichen zur Reinigung völlig aus. Aufpassen vor Kontaminierung bei neuer Wäsche und Kleidung - sowie Kleidertrennung zwischen Innen- und Außenwäsche, siehe dazu: MCS - EntScheidung: Ausmisten und Trennen - viewtopic.php?t=18986#p109604

Außerdem reicht ein Cleanroom nicht aus - ich benötige auch Cleanroom-Küche, Diele, Bad und Nebenzimmer, damit kein häufiger Kontakt zu kontaminierter Luft herrscht. Vielleicht kannst Du noch so einiges in Eurem Haus umsetzen/umsetzen lassen....

.... Wie also neuen Wohnraum finden, wenn ich selbst ein ehemals "gutes" Wohnklima nicht mehr vertrage?....
das alte Wohnklima wird Dir vermutlich nie mehr bekommen .... aber Du kannst vieles Schritt für Schritt verändern.
Mit MCS ist man eben richtig, richtig Schwerstkrank :!:
Dieses sollte man akzeptieren und sich danach richten und vor allen Dingen "nicht aufgeben" ;) denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Ist Dein Cleanroom nur Schlafzimmer ... oder ist es schon Dein "Hauptzimmer" geworden .. mit Fernsehen usw.?
Denn die Schlafzeit ist nur eine kurze Verweilzeit zur Erholung. Ich befinde mich z.B. hauptsächlich nur im Cleanroom.


... Die Phase hält nun seit 5 Monaten an,....
Ja - zuvor war ja auch die "Heizzeit" - Kaminabgase ,,, dann kam die erste Pollen/Allergiezeit, jetzt ist Pollen und Hitze-Expositions-Zeit, und dann kommen 2-3 Monate eventuell eine "Bessere Zeit" und anschließend wieder Kaminabgaszeit :evil:

Darum ist auch Stoßlüften wichtig, dass man nur seine "Cleanräume" lüftet, wenn die Luft einigermaßen "Clean" ist. Das sind starke Einschränkungen für andere Mitbewohner ... daher bräuchtest Du eigentlich eine eigene kleine Wohnungseinheit in Eurem Haus :roll: äh - sorry - ja und der Rest ist dann eher wie "Besuch" zu sehen .... aber vielleicht gibts auch noch andere Lösungen :?


... in diesem Zustand auch die CleanRooms unverträglich machen...
glasierte Fliesen am Boden und an Wänden, Glas und Metall sind eigentlich immer zu vertragen .... es sei denn Du hast eine Unverträglichkeit gegen bestimmte Metalle/Legierungen. Auch Hartkunstoff wird häufig in geringen Mengen, wie bei Fenstern vertragen.

Nebenfrage:
Habt Ihr in letzter Zeit "Bauschaum" im Haus verwendet :?: Der ist z.B. fast geruchslos ... hat aber heftige und langausgasende "Brandschutzmittel" inne....

Nur feuchter, kühler Laubwald ist für mich noch verträglich ... sobald Pollen fliegen, also im April, wachsen da Kräuter mit weißen Blüten zu hauf und andere Untergewächse, so dass ich kaum noch in die Natur gehen kann. Heckensträucher, Birken, Kastanien usw. geben mir überall den Rest. Ab 25 Grad wird die gesamte Außenwelt unerträglich. Nadelwälder können nur kurz von mir toleriert werden - eher gar nicht - nur im Winter. Stärkere Winde wehen alles überall rum .....

Interessant ist es auch, wenn ich draußen Äste anfasse, dass danach meine Hand einen Geruch an sich hat, der mich noch mehrere Stunden nervt - ein Geruch wie beim Bleistiftholz. Wenn ich beim Kollegen im Garten etwas ausgeholfen habe, riecht meine Haut und Haare danach als auch die Kleidung. So einige Zeit vertrage ich den Geruch .... aber irgendwann macht er mich ko und unkonzentriert. Daher duschen, Kleidertrennung, und wichtig ist es auch, diese Kleidung weit weg in einen anderen Raum hängen ;)

In der Regel gehe ich wenn nur morgens raus und ertrage nur ca. 2 Stunden Außenwelt .... dann kommt 15 Minuten Türabkleben/-dichten, duschen / dekontamieren, Räume trocknen und lüften, Mittagessen und dann uff - Ruhephase .... dadurch wird auch der Histaminspiegel gesenkt... - und dann gehe ich auf keinen Fall mehr raus ... weil das zuviel Stress ist. Viel Ruhe gibt bei MCS eine Linderung .... dem "Dauerstress" entfliehen ist ganz wichtig, damit das Nervenzentralsystem seine "Entzündungen" abarbeiten kann...

So kann es auch sein, dass man nach einigen Wochen oder Monaten wieder "etwas" mehr Stress, Wald, Besuche, Räumlichkeiten, Einkäufe usw. verträgt ... aber immer unter der Berücksichtigung, dass man jederzeit wieder eine dauerhafte Entzündung entwickeln kann, wenn man übertreibt ... daher mein Lebensstil - jeder muß sein Level selbst finden :roll:

------
Pfeffer gehört mit zu den Reizstoffen, wie auch Zwiebel, Rettich, Porree und Radieschen.
Ich würze deshalb nur noch mit Salz.

Wichtig ist, dass man versteht, dass jeder mit MCS unterschiedliche Empfindlichkeiten und Unverträglichkeiten hat. So kann nicht grundsätzlich der Eine auf den Anderen schließen. MCS hat viele Variationen, weshalb jeder je nach Prägung der MCS eine individuelle Lösung zu finden hat; d.h. das Eins zu Eins abgucken funktioniert hier nicht so einfach :geek:

Trotzdem scheint es so mehrere verschiedene Gruppierungen und sogar einige Grundsätzlichkeiten zu geben, weshalb wir uns hier auch gerne austauschen :) - nur so kommt man auch wieder zu einem einigermaßen verträglichem Lebensgefühl ;) - aber das "alte Leben" sollte man besser "alt" lassen und nun den Mut haben sein "neues Leben" zu finden. :roll:
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon rokker33 » Sonntag 19. Juli 2015, 17:20

Hallo Twei,

danke für Deine Ausführung. Ich kenne ja viele Deiner Beiträge. Auf der einen Seite gut, dass Du zumindest Stabilisierung gefunden hast. Auf der anderen Seite schlimm, dass es anscheinend tatsächlich kaum / keine Besserung ab einem bestimmten Level mehr gibt.

Twei hat geschrieben:Da Ihr aber ein eigenes Haus habt, scheint es Ausweichmöglichkeiten zu geben.


Das dachten wir vor 2 Monaten auch noch. Besser, als in einer Mietswohnung, dachten wir. Aber inzwischen glaube ich, bei unserem starken Level gibt es nur noch die Möglichkeit alleine so rein wie möglich zu leben, so wie du es machst. Wir bekommen das im Haus nicht hin. Es ist halt eine typische DHH: EG großer Wohn- / Essbereich. Drei Schlafzimmer und Bad im OG. Ein Kellerbüro mit Wohnraumraumfenstern und Lichhof.

Twei hat geschrieben:Ich kann keinerlei Putz, Hygiene oder Waschmittel mehr vertragen :!:
Vielleicht ist es bei Dir auch schon so schlimm.

Ja, seid März exakt so katastrophal. Davor war es besser, aber auch schon schlimm.

Alternative: Eigene Waschmaschine mit Stahlbottich nur für Dich und immer nur mit Wasser waschen - Kochwäsche oder 60 Grad reichen zur Reinigung völlig aus. Aufpassen vor Kontaminierung bei neuer Wäsche und Kleidung - sowie Kleidertrennung zwischen Innen- und Außenwäsche, siehe dazu: MCS - EntScheidung: Ausmisten und Trennen - viewtopic.php?t=18986#p109604

Außerdem reicht ein Cleanroom nicht aus - ich benötige auch Cleanroom-Küche, Diele, Bad und Nebenzimmer, damit kein häufiger Kontakt zu kontaminierter Luft herrscht. Vielleicht kannst Du noch so einiges in Eurem Haus umsetzen/umsetzen lassen....

Twei hat geschrieben:Dieses sollte man akzeptieren und sich danach richten und vor allen Dingen "nicht aufgeben" ;) denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Ja, auf dem Level bin ich: es geht nur noch darum ein paar Quadratmeter verträglichen Wohn- und Schlafraum zu schafen. Dann wäre ich schonmal glücklich. "Nicht aufgeben" ist gerade nicht so einfach, obwohl ich ein Kämpfertyp bin und mich gut anpassen kann. Aber irgendwann kommt jeder an seine Grenzen. Da bin ich seit Monaten drüber -- und die bisher investierte Kraft war quasi erfolglos.

Twei hat geschrieben:Ist Dein Cleanroom nur Schlafzimmer ... oder ist es schon Dein "Hauptzimmer" geworden .. mit Fernsehen usw.?
Denn die Schlafzeit ist nur eine kurze Verweilzeit zur Erholung. Ich befinde mich z.B. hauptsächlich nur im Cleanroom.

Wir haben mit dem CleanRoom radikal angefangen: Möbel raus, Teppich raus, Fliesen rein. Tapeten ab (war wohl ein Fehler, seitdem ist es schlimmer). Metallbett rein. Am Anfang besser, inzwischen wieder sehr schlimm (nach Tapeten entfernen). Die Idee war, daraus einen Schlaf-/Wohnraum zu machen. Inwzischen denke ich: ein Schalf CleanRoom und einen getrennten Wohn-CleanRoom. Holzmöbel gehen gar nicht mehr, d.h. selbst im cleanen MCS Wohnraum müsste ich extrem umstellen.

Twei hat geschrieben:Nur feuchter, kühler Laubwald ist für mich noch verträglich ... sobald Pollen fliegen, also im April, wachsen da Kräuter mit weißen Blüten zu hauf und andere Untergewächse, so dass ich kaum noch in die Natur gehen kann. Heckensträucher, Birken, Kastanien usw. geben mir überall den Rest. Ab 25 Grad wird die gesamte Außenwelt unerträglich. Nadelwälder können nur kurz von mir toleriert werden - eher gar nicht - nur im Winter. Stärkere Winde wehen alles überall rum .....

Ohje, das ist wirklich heftig. Aber, ob Du es glaubst oder nicht: exakt auf dem Level befinde ich mich auch -- kann ich komplett nachvollziehen. Genau das macht mich ja so fertig. Das ist aber m.M. nach schon ein heftiger Level, der mich an "nur" MCS zweifeln lässt. Auch Pollen hauen mich exakt so um, wie z.B. Lösungsmittel. Das ist doch keine Chemie mehr. Hast Du schon mal Infusionstherapie nach Pall / Rea gemacht, z.B. bei H. Runow?

Twei hat geschrieben:Wenn ich beim Kollegen im Garten etwas ausgeholfen habe, riecht meine Haut und Haare danach als auch die Kleidung. So einige Zeit vertrage ich den Geruch .... aber irgendwann macht er mich ko und unkonzentriert. Daher duschen, Kleidertrennung, und wichtig ist es auch, diese Kleidung weit weg in einen anderen Raum hängen ;)

War gerade 2h drausen: nur Felder, Spielplatz, wenige Menschen. Geruch ist mir nicht negativ aufgefallen. Trotzdem: massivste Benommenheit. Dein Vorgehen leuchtet mir komplett ein. Kann mich leider nur wiederholen: in der aktuellen Wohnsituation nicht umzusetzen. Und: wir haben drei Kinder 5,7,8 Jahre alt.

Twei hat geschrieben:Viel Ruhe gibt bei MCS eine Linderung .... dem "Dauerstress" entfliehen ist ganz wichtig, damit das Nervenzentralsystem seine "Entzündungen" abarbeiten kann...

Habe ich auch festgestellt, Ruhe hilft. So ich sie denn finde. In unserem Haus nur mit Halbmaske (Aktivkohlefilter). Wie soll von so einer Siutation eine Familie leben können? Mein Leben ist ja schon im Eimer, aber es hängt auch die Existenz meiner Kinder dran :cry:

Twei hat geschrieben:So kann es auch sein, dass man nach einigen Wochen oder Monaten wieder "etwas" mehr Stress, Wald, Besuche, Räumlichkeiten, Einkäufe usw. verträgt ... aber immer unter der Berücksichtigung, dass man jederzeit wieder eine dauerhafte Entzündung entwickeln kann, wenn man übertreibt ...

Das interessante ist bzw die "gute" Nachricht: wenn ich auf der Terrasse vor mich hinvegetiere, dann wird es auch besser. Eine dauerhaftte Entzündung im Sinne von NO/ONOO Zyklius scheint (noch) nicht zu existieren.

Twei hat geschrieben: - aber das "alte Leben" sollte man besser "alt" lassen und nun den Mut haben sein "neues Leben" zu finden. :roll:

Das stimmt. Das habe ich auch schon akzeptiert. Ich komme leider aktuell nur nicht dahin :cry: Zielzustand wie bei Dir wäre ich aktuell schon froh drum.

Aktuell ist es so, dass ich nicht mehr durchschlafen kann (gestörter Wach-/Schlafzyklus), alle Schlafräume unverträglich sind, so dass ich morgens mit quasi null Tiefschlaf benebelt "aufwache". Eine massive Übelkeit treibt mich dann aus dem Bett und ich schleppe mich aufs Sofa oder auf die Terrasse, wo ich bis Mittag weiter vegetiere. Auf dem Sofa mit Halbmaske. Ab Mittag gibt es ein "besseres" Zeitfenster. Bis Abends, mit den notwendigsten Aktivitäten zur Körperpflege, Selbstversorgung. Oft unterbrochen, durch eine weitere Stunde Schlaf. Dann wirds schon wieder knapp mit Energie und ich geh irgendwann ins Bett. Melatonin hilft manchmal ein paar Tiefschlafphasen zu erreichen.

Ich komme da glaube ich nur raus, wenn ich ein anderes Wohnumfeld finde: zwei Räume nur mit dem nötigsten und dann die Maßnahmen, die Du beschrieben hast (zum Clean halten).
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Twei » Sonntag 19. Juli 2015, 19:49

Das ist aber m.M. nach schon ein heftiger Level, der mich an "nur" MCS zweifeln lässt.
Eine MCS kommt immer mit Nebenerkrankungen daher ... also auch zeitlich auftretende oder heftiger wirkende Allergien - das ist halt so und läßt sich nur durch "Vermeidung" der Auslöser lindern.

Auch Pollen hauen mich exakt so um, wie z.B. Lösungsmittel. Das ist doch keine Chemie mehr.
Ja - dass wußte ich vorher auch nicht, dass die Chemikaliensensitivität auch "natürliche" Expositionen mit einschließt .... denn selbst die Natur ist im engsten Sinne Chemie ;)
Das schließt also Naturprodukte mit ein.

Hast Du schon mal Infusionstherapie nach Pall / Rea gemacht, z.B. bei H. Runow?
Nein - ich bin Kassenpatient und verarmt. Außerdem ist Expositionsvermeidung meiner Meinung nach der effektivste Weg ... Trotzdem ist es schön zu wissen, dass es für Notfälle noch einige Hilfsmittel gäbe ... aber die Politik hier verhindert adäquate MCS-Therapien oder Hilfen.

Und: wir haben drei Kinder 5,7,8 Jahre alt.
Ja -- das wird Eure schwierigste Anforderung sein ... aber Familie ist wichtig. Gerade Kinder bringen von ihrer Umwelt viele Expositionen ins Haus :( , darum würde ich sowas als "Hauptberuf" bei einer MCS sehen .... alles andere würde sonst zu anstrengend....

In unserem Haus nur mit Halbmaske (Aktivkohlefilter).
Ich benutze in der Wohnung und auch so keine Maske. Die Wohnung muß so sauber sein, dass es ohne geht. Und draußen muß ich wissen wann ich ausweichen muß.
Denn die Haut atmet leider mindestens genausoviel Schadstoffe ein .... nur haben sie einen längeren Weg zur Wirkung. Es gibt Expositionen, die man erst nach einigen Tagen merkt. Diese Moleküle wandern Tagelang im Körper hin und her und verrichten dort überall ihre Wirkung. Und dann wundert man sich über seinen Stuhlgang, Verdauung, Pickel, Übelkeit, Durchblutungsstörungen, Konzentrationsstörungen u.v.m...

Zudem kommen dann noch die aktuellen Beschwerde bzw. die "JETZT-Expositionen" dazu - ein Wirrwarr an Fehlsteuerungen des Nervenzentralsystems, des Stoffwechsels und der Organe.... :evil:

Darum habe ich für Behördengänge einen Betreuer, damit ich möglichst keine solchen "Zwangsexpositionen" zusätzlich erleiden muß.
Und in Deiner Situation verstehe ich, dass durch die Kinder ab und zu eine solche Maske getragen werden muß....
Ja - ich erinnere mich noch sehr gut daran, als mich meine Kinder früher besuchen kamen und sie jedesmal nach dem Nachhausekommen sich dekontaminieren mußten und Innenraumwäsche tragen mußten .... :roll: ... aber sie waren sehr lieb und verständnisvoll und versuchten alles immer ganz genau und ordentlich zu machen :)

Tapeten ab (war wohl ein Fehler
Ja - da müßten schon glasierte Fliesen oder Alutapeten drüber. Kleister ist bei mir z.B. auch nicht verträglich und wer weiß, was Ihr noch für Restexpositionen in den Wänden habt .... sowas muß versiegelt werden ... je mehr MCS, um so dichter und dauerhafte sollte da eigentlich die Wand sein. Gerade jetzt wenn die Wände immer wärmer werden, da gast es um so mehr :( ... und wenn es feucht wird dann ebenfalls :evil:

Aktuell ist es so, dass ich nicht mehr durchschlafen kann (gestörter Wach-/Schlafzyklus)
Im Sommer kommt sowas häufiger vor ... vielleicht hört das bald wieder auf, wenn es eine kühlere Jahreszeit gibt :roll: Bei mir ist das auch nicht immer so toll.....

Aber insgesamt scheinst Du mit Deiner Außenumgebung einigermaßen zufrieden zu sein. Ich z.B. denke, dass Du vielleicht noch etwas in Deiner Wohnung verbessern könntest ... denn ein Umziehen bringt wieder neue und andere Probleme mit sich. Oder sich eine kleine Glashütte bauen, Wintergarten oder einen Wohnwagen umbauen....
Leider gibt es keine MCS-gerechte Wohngegenden in DE und viele Betroffene sind mit ihrer eigenen Situation völlig überfordert - aber hier im Forum sind ab und zu Angebote zu finde für Ferienwohnungen zu vermieten, Zimmer und wir hatten auch schon Häuserangebote .... - aber ob man dort dann auch gesundheitlich zurecht kommt, hängt ja wieder von jedem individuell ab :?
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Karlheinz » Dienstag 21. Juli 2015, 11:17

-
Auf dem Sofa mit Halbmaske


Ich vertrage keine Masken und wenn man kein spezielles Problem mit Partikeln hat nützen die auch auch nichts, außer, dass sie Gerüche etwas maskieren.

-Schon mal versucht draußen zu schlafen?
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Clarissa » Dienstag 21. Juli 2015, 13:36

Halbmaske - welche Filter verwendest du? Ich habe für Extrenfälle eine 3M Vollmaske mit 3M Gas- und Kombifilter 6099 Filterklasse/Schutzstufe: ABEK2P3
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Bergfee » Freitag 24. Juli 2015, 20:53

Hallo Rokker,

so wie Du Deinen Zustand beschreibst hast Du noch was im Haus, was Dich stark reizt. Hattest Du schon einen Baubiologen in dem Haus? Du solltest nicht einfach planlos renovieren.
Bist Du bei einem Umweltmediziner in Behandlung?

Im Wald kannst Du auch auf Schimmel reagieren! Der kommt im Laubwald etwas mehr vor als im Nadelwald, ist aber immer im Waldboden.
Wenn Du durch Felder spazierst, dann bekommst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit die Pestizide ab, die dort gespritzt wurden. Geht für mich z.B. gar nicht, wenn relativ frisch gespritzt wurde falle ich ohnmächtig um. Außerdem ist Getreide immer mit Schimmelpilzen belastet, sogar das, welches mit Fungiziden behandelt wurde.

Du musst Detektivarbeit leisten und das, was Dich in Deinem Haus reizt, herausfinden. Dass Du es 7 Jahre darin ausgehalten hast, das heißt nicht, dass der Stoff nicht schon die ganze Zeit vorhanden ist, nur Du wirst empfindlicher geworden sein.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und viel Kraft

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Re: Auch kein Wald? Wird das je mal wieder besser?

Beitragvon Tüpfelponcho » Mittwoch 6. April 2016, 21:57

Ich vertrage keine Masken und wenn man kein spezielles Problem mit Partikeln hat nützen die auch auch nichts, außer, dass sie Gerüche etwas maskieren.

-Schon mal versucht draußen zu schlafen? - geschrieben von Karlheinz am 21. Juli 2015, 11:17


Achtung, dabei nicht für Wölfe erreichbar sein! Sie können sehr hoch über Hindernisse springen und zeigen Erkundungsverhalten in Bezug auf Menschen als Beute! Auch gibt es immer wieder z.B. sehr hungrige wölfe, die Menschen ohne vorherige neckische Erkundungen sofort massiv angreifen. Auch bei Spaziergängen das Thema Wölfe nicht unterschätzen! Genaueres siehe im Thread: Draußen aufhalten: Planungen für Wölfe geraten aus dem Ruder
viewtopic.php?f=37&t=21195

ein direkter Link zu aktuellem weiter unten, z.B. ab dem Beitrag von Clarissa 5. April 2016, 16:14:

viewtopic.php?f=37&t=21195#p124474


... solche Phasen "ohne Fluchtmöglichkeiten" kenne ich noch aus der Zeit meiner alten verseuchten Wohnung ... geschrieben von Twei am 18. Juli 2015, 19:16


Ich ebenfalls und das es sehr lange dauerte, dass es mir wenigstens ab und zu besser ging, über Jahre. Am schlechtesten ist es in der Wohnung, selbst in Stadtparks gibt es unter bestimmten Umständen immer wieder die Möglichkeit der Besserung bei mir. Vielleicht sind es die vielen Bäume und Sträucher dort, die Schadstoffe aufnehmen, und etwas gesunde Luft produzieren. Einmal ging es mir ca. 2 Monate nicht besser, obwohl ich mich oft in Parks aufhielt. Doch dann wirkte es doch noch. Ich konnte dort auch wieder spazieren gehen, und nicht nur sitzen. Aber es kommt darauf an, ob dort, wo man spazieren geht, Chemikalien eingesetzt werden.

Eine starke Besserung hatte ich sogar zeitweise, als ich an frisch riechenden Gewässern und Wäldern/Wäldchen spazieren gehen konnte, je mehr ich dort sein konnte, desto besser wurde es. Trotz Schimmelpilzallergien ging es mir in der Nähe von vielen Bäumen usw. oft wesentlich besser, das ist also bei mir dort nicht relevant, oder die Allergien sind zurückgegangen im Zuge der Besserung. Die Luftqualität war dort wohl insgesamt meistens viel besser. Ich war so erstaunt über die Besserung! Bei Wohnngen gibt es ja oft eine ganze Masse an Problemen, sehr viele Chemikalien, Nachbarn die vieles Schädliches verwenden, Nähe zu Autoabgasen, zu wenig Pflanzen draußen in der Nähe, die Schadstoffe abfangen. Außer man hat mit der Wohnung großes Glück...Im Vergleich zu draußen sind in den Wohnungen ggf. viel mehr Belastungen, außer natürlich bei Pestizideinsätzen u.a. draußen! Hoffentlich findest Du auch wieder irgendwelche neuen Möglichkeiten, um einige Chemikalien zu vermeiden! Sicherlich braucht auch der Körper länger, um sich von der Fülle der Chemikalien von früher zu erholen. Es dauert, aber es kann doch Besserungen geben.
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