Bajazzo hat hier
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zwei kritische Studien eingestellt:
"Die Rose-Studie (2003)
Rose und Mitarbeiter konnten nach systematischer Auswertung von 35 verfügbaren Studien zur Einschätzung der EKT aus Patientensicht keine wissenschaftlich abgesicherten Belege für die häufig vertretene Ansicht der einschlägigen Fachgesellschaften (wie z.B. der Royal College of Psychiatrists) finden, wonach 80% der Patienten nach einer EKT mit dem Ergebnis zufrieden seien. Auch die weitverbreite Ansicht der Fachleute, eine in der Folge einer EKT-Behandlung auftretende Beeinträchtigung der Gedächtnisfunktionen sei klinisch für die Patienten als harmlos einzuschätzen und verliere sich wieder nach einigen Tagen, konnte in dieser Studie nicht bestätigt werden. Stattdessen gaben über ein Drittel der Patienten an ( in einigen Studien sogar bis zu 55%), im Alltag nach ihrer EKT unter anhaltenden Gedächtnisstörungen zu leiden. Damit wurde erstmals in einer neueren Studie wissenschaftlich belegt, dass es im Hinblick auf die Wahrnehmung und Beurteilung der Nebenwirkungen einer EKT einen deutlichen Unterschied gibt zwischen der Meinung der Betroffenen und der Meinung der Fachleute. Offensichtlich hatte man mit den bis dato durchgeführten neuropsychologischen Untersuchungen die von den Patienten in ihrem Lebensalltag nach einer EKT-Behandlung subjektv beklagten kognitiven Störungen nicht richtig erfasst und somit nicht richtig eingeschätzt. Die Ergebnisse der Rose-Studie machten deutlich, dass - nach nunmehr schon jahrzehntelanger Anwendung der EKT-Behandlung - ein ganz dringender Bedarf besteht an einer gezielten Forschung betreffs der genauen Art und Dauer der von den Patienten beklagten Gedächtnisstörungen, bevor man einschlägige Empfehlungen zu den Nebenwirkungen der EKT geben kann.
Im April 2003 formulierte NICE aufgrund der neueren Forschungsergebnisse seine bisherigen Empfehlungen zur EKT-Behandlung deutlich restriktiver. [3],[4].Dies löste in Fachkreisen große Diskussionen aus.[5]. Auch das Royal College of Psychiatrists (2004) berücksichtigt aber in seinem Handbuch zur EKT inzwischen die Empfehlungen von NICE. [6]. Die Änderung der Leitlinien führte in England zuletzt zur Forderung nach einer grundsätzlichen Neuorientierung bei der klinischen Anwendung der EKT. [7].
In Deutschland hält die Bundesärztekammer derzeit noch weiterhin unverändert an ihrer Stellungnahme zur EKT-Behandlung aus dem Jahr 2003 fest.
Die Sackeim-Studie (2007)
Diese Studie gilt als die erste (!) große methodisch anspruchsvolle Langzeitstudie zur Erfassung der kognitiven Nebenwirkungen nach einer EKT-Behandlung. In der prospektiven naturalistischen Studie wurden 250 Patienten über einen Zeitraum von 6 Monaten nach erfolgter EKT umfassend neuropsychologisch untersucht. Bisherige vergleichbare Studien hatten nur maximal 20 bis 30 Patienten über einen deutlich kürzeren Zeitraum erfasst. Die Studie wurde durch das staatliche NIHM gefördert. Sie gilt deshalb als unabhängig. Die Ergebnisse der Untersuchung erregten großes Aufsehen zumal Sackeim als international anerkannter Experte und Befürworter der EKT-Behandlung gilt. Erstmals gibt es ernstzunehmende wissenschaftliche Belege dafür, dass Beeinträchtigungen der Denk- und Gedächtnisleistungen weitverbreitet und damit charakteristisch sind für die Routinebehandlung mit einer EKT. Sie können auch noch 6 Monate nach dem Eingriff nachweisbar sein. Damit besteht Grund zu der Annahme, dass solche Beeinträchtigungen länger andauern könnten als bisher vermutet (Zitat:“…Regardless, this study provides the first evidence in a large, prospective sample that adverse cognitive effects can persist for an extended period, and that they characterize routine treatment with ECT in community settings.”, a.a.O, S.253). Sackeim konnte auch nachweisen, dass es durch eine EKT-Behandlung zu Beeinträchtigungen der Reaktionsgeschwindigkeit kommen kann. So könnten Patienten nach einer EKT ggf. in ihrem Alltag z.B. beim Autofahren oder dem Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein."
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrokrampftherapie