...Positionspapier vom Arbeitskreis „Klinische Umweltmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin erarbeitet. Im Arbeitskreis wirkten mit:
Dr. med. Karl-Heinz Antonin, Dr. rer. nat. Michael Bader, Prof. Dr. med. Axel Buchter, Dr. med. Michael C. Dietz, Prof. Dr. med. Hans Drexler, Prof. Dr. med. Thomas Eikmann, Dr. med. Dieter Eis, Dr. med. Annegret Jaekel-Reinhard, Prof. Dr. med. Thomas Kraus, Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel, Dr. med. Dipl.-Chem. Herbert Lichtnecker, Dr. med. Michael Nasterlack, Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Dr. med. Andrea Otto, Dr. med. Alexander Petrovitch, Prof. Dr. med. Rainer Schiele, Dr. med. Markus Weihrauch, Prof. Dr. med. Renate Wrbitzky.... - 21.5.2002
- alle Zitate aus http://www.aerzteblatt.de/archiv/32993/ ... cher-Sicht sowie gesichert in folgendem Thread "MCS Positionspapiere" - viewtopic.php?t=2281...Therapie der Multiple Chemical Sensitivity
Aus dem bisher Beschriebenen folgt, dass wissenschaftlich begründete somatische Therapiekonzepte für MCS bislang nicht zur Verfügung stehen.
Diese methodisch bedingte und grundsätzlich unvermeidbare Unsicherheit liefert den Nährboden für nicht durch wissenschaftliche Daten abgesicherte Auffassungen, in denen sich Patienten und ihre Ansprechpartner (Ärzte,
Heilpraktiker, „Umwelttoxikologen“, „klinische Ökologen“) gegenseitig in ihren Ängsten und Kausalitätsbedürfnissen bestätigen. Da die fachliche Qualität der Ansprechpartner von den Hilfesuchenden nicht nach objektiven Kriterien bewertet werden kann, richtet sich deren Akzeptanz danach, inwieweit der Ratgeber mit dem jeweiligen Krankheitskonzept des Patienten sympathisiert.
Um so wichtiger ist es aus der Sicht der klinischen Umweltmedizin, die Patienten mit ihrem Beschwerdebild nicht alleine zu lassen. Empathie und Verständnis, durchaus ohne unkritische Übernahme der jeweiligen Krankheitskonzepte, müssen eine tragfähige Basis für eine stabile Arzt-Patienten-Beziehung sein. Hierdurch kann dem von allen beteiligten Seiten als kontraproduktiv angesehenen „doctor hopping“ am ehesten vorgebeugt werden.
Eine stützende psychiatrische oder psychologische Behandlung macht unabhängig vom Krankheitskonzept Sinn, wenn sie die Vermittlung von Bewältigungsstrategien zum Ziel hat. Supportive Psychotherapie und kognitive Verhaltenstherapie gehören zu den wenigen Therapieverfahren, die in der Literatur überwiegend positiv eingeschätzt werden (2, 12, 13, 22, 36, 38, 40). Auch die adjuvante Therapie mit psychotropen Substanzen unter ärztlicher Kontrolle ist im Hinblick auf die fast nie fehlende psychische Beeinträchtigung durch eine als invalidisierend empfundene Erkrankung grundsätzlich in Erwägung zu ziehen (26).
Beide Behandlungsstrategien werden jedoch von den meisten MCS-Patienten als unzulässige „Psychiatrisierung“ empfunden und daher abgelehnt. Bei diagnostizierten psychosomatischen oder psychiatrischen Erkrankungen ist dennoch auch bei diesen Patienten eine fachspezifische Therapie anzustreben.
„Vermeidung als Therapie“, die so genannte „avoidance“, ist außerordentlich kritisch zu sehen. Dazu wird den Patienten angeraten, alle nur denkbarerweise chemisch belasteten Stoffe und Teile aus ihrer Wohnung zu entfernen.
Zwar kann bei wenigen und gut identifizierbaren Auslösern eine begrenzte Vermeidungsstrategie sich als gangbarer Kompromiss erweisen. Vor dem Hintergrund eines kognitiv-behavioralen Krankheitskonzeptes wird genau diese Strategie jedoch als unterhaltendes Moment des pathogenetischen Teufelskreises angesehen. Aus dieser Sicht unterhält und verstärkt eine „avoidance“ die Beschwerden, die sie zu behandeln vorgibt.
Die Zahl der weiteren angewandten Therapieformen ist unüberschaubar. Die vermeintlich ursächliche Behandlung hängt dabei vom jeweils vorliegenden Krankheitskonzept ab.
In der „klinischen Ökologie“ wird häufig das so genannte Provokations-Neutralisations-Verfahren angewandt, in dem nach strikter Vermeidung der als auslösend angeschuldigten Substanzen diese sublingual oder subkutan in ansteigender Dosierung appliziert werden, um eine Gewöhnung des Organismus zu erreichen.
In der ungezielten adjuvanten Therapie finden sich am häufigsten Enzympräparate, Johanniskraut, Vitamine und Antioxidanzien (Vitamin C, E et cetera).
In der Praxis muss der betreuende Arzt einen Kompromiss zwischen der gebotenen Zurückhaltung gegenüber empirisch nicht belegten Therapieformen und der Offenheit für Neues finden.
Ein therapeutischer Nihilismus ist angesichts des Leidensdrucks der Patienten nicht gerechtfertigt. Der Grundsatz „nil nocere“ schließt jedoch auch ein, Patienten gegen offenkundige Scharlatanerie zu sensibilisieren und vor gegebenenfalls schädlichen Behandlungen wie zum Beispiel unnötigen „Entgiftungsmaßnahmen“ zu bewahren....
shadow hat geschrieben:von 2012Entwicklungen der Umweltmedizin
Beitrag von Dr. Michael Nasterlack
Mitglied im Vorstand der DGAUM
Occupational & Health Protection, BASF SE, Ludwigshafen
http://www.dgaum.de/fileadmin/PDF/ASU_2 ... edizin.pdf
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